«Das zu tun, was wir mögen, ist schliesslich keine Arbeit. Es gibt keine schönere Kunst als die Musik: Sie kommt aus dem Herzen und erreicht die Menschen», sagte Giuseppe «Beppe» Carletti, 78, die Seele der Nomaden: «Wir, die ewigen Vagabunden.». Als Sechzehnjähriger hat er die Formation mitbegründet, seit 1968 ist der Musiker (Tasteninstrumente) mit seiner Band aus Regio Emilia und Modena unterwegs. Früher gemeinsam mit seinem Freund und verstorbenen Sänger Augusto Daolio oder auch in Begleitung von Cantautore Francesco Guccini. 40 Alben und fast 400 Lieder hat Nomadi veröffentlicht.
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Der spezielle Veranstaltungstitel «sConfini» transportiert die folgenden drei Bedeutungen und widerspiegelt damit die Essenz des Festivals: Grenze (italienisch confine), Grenzen überschreiten (it. sconfinare) im Hinblick auf die Beziehung zwischen der Schweiz und Italien, sowie grenzenlos, unbegrenzt (it. sconfinato), im poetischen Sinne des Adjektivs, das heisst ohne Grenzen von Raum und Zeit, teilen die Veranstalter mit.
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Das Publikum kam aus dem ganzen Puschlav und dem Veltlin. Andere von weit her, so wie Stefano (53), ein grosser Fan der Band: «Es ist ein Lebensgefühl als Vagabund den zu folgen. Sie sind ein Teil von mir geworden.» Der Italiener aus Mantua in der Lombardei kam mit seinen Freunden beinahe 300 Kilometer im Auto nach Poschiavo gereist, um seine Lieblingsband wieder zu erleben. «Es ist schon das 207. Konzert, das ich von ihnen besuche.» Auf seinem linken Unterarm hat er den Namen Nomadi in Grossbuchstaben eintätowieren lassen. Nach dem zweieinhalb Stunden dauernden Konzert und 30 Songs mit Zugabe reiste Stefano und seine Freunde wieder vier Stunden glücklich durch die Nacht zurück in die Poeben.
30 Lieder aus dem Leben
Das von Nomadi gesungene Leben stand im Mittelpunkt des grossen Konzerts in Poschiavo. Dreissig Lieder umfasst der Abend. Der Auftakt begann mit dem Lied «La coerenza» (1996). «Bellissima canzone, stupende», freute sich Stefano. Viele ihrer Hits, auch vom Festival in Sanremo oder der berühmte Song «Dio è morto», den sie auch im Vatikan in Rom spielten, standen auf dem Programm. Seit 2017 ist Yuri Cilloni Leadsänger der legendären Gruppe, die sich auch für Greenpeace, Amnesty International und Emergency u.a. einsetzt. Ist es heute noch möglich, über das Leben und das Menschliche zu singen? Gründer Beppe Carletti sagt: «Wir haben unsere Überzeugungen, die wir in unseren Texten weitertragen, die, wenn ich darüber nachdenke, auch heute noch aktuell sind. Wir haben auch das Lied «Auschwitz» gespielt und es ist noch nicht vorbei, in «Noi non ci sarà» sprechen wir über die Atomkraft und sie ist immer noch da. Es sind vielleicht keine schönen Dinge, aber die Lieder erzählen all die Geschichten: Ich will das alles leben und darüber singen.»
Viele Fans waren über Stunden emotional aufgeladen und der Beat, die rockigen Songs kamen frisch und direkt rüber. Fast zum Schluss folgte dann die Hymne «Io vagabondo», die Nummer eins am Sanremo-Festival.
«Es war bislang unser erfolgreichstes Konzert», freut sich eine Mitarbeiterin von Valposchiavo Turismo, das die beiden Bands verpflichtete. Hunderte klatschten, jubelten und tanzten in die Nacht.
77 Bombay Street und ihr Hit «Up In The Sky»
Die vier Bündner Brüder Buchli mit ihrer Band «77 Bombay Street» aus Scharans im Domleschg hatten das Publikum am Freitagabend auf der bezaubernden Piazza Comunale beglückt. Hunderte besuchten das Comeback-Konzert. Am Schluss des 90-Minuten-Sets gaben sie auch ihren früheren Mega-Hit «Up In The Sky» on 2011 zum Besten. Der Titelsong wurde ein Top-10-Hit und hielt sich 82 Wochen lang in der Schweizer Hitparade. «Cantare e ballare» war der Wunsch von Bandleader Matt Bucheli ans gemischte, vor allem einheimische Publikum am Concerto di primavera in piazza. Matt (43) erfüllte es mit seinen drei singenden und musizierenden Brüdern Joe, Esra und Simri-Ramon mit altbekannten Hits und neueren Songs professionell. Ihre grosse Spielfreude macht sie weiter zu einer attraktiven Folk-Rock-Live-Band.