Es ist eine längst vergessene Frucht. Die Mispel.

Die echte, deutsche oder gemeine Mispel (Mespilus germanica) war bis in die Frühneuzeit eine gängige Kernobstfrucht, die erst im Spätherbst ausreift, gut lagerfähig ist und Frost nicht nur erträgt, sondern diesen benötigt um reif zu werden.

Mispeln sind in Prinzip erst essbar, wenn sie innen «gruusig» aussehen. Im Herbst sehen die Früchte entzweigeschnitten zunächst wunderbar saftig und frisch aus, entpuppen sich jedoch beim Reinbeissen als holzig und geschmacklos. Waren sie dem ersten Frost ausgesetzt, tritt das Gegenteil in Kraft. Die Mispeln sind dann aussen braun und im inneren findet sich ein dunkelbrauner Brei. In diesen Brei zu beissen, fordert wahrlich etwas Überwindung, schmeckt jedoch gut. Mit zu Mus gekochten Boskop-Äpfeln, lassen sich Geschmack und Konsistenz recht gut beschreiben.

Woher die Mispeln ürsprünglich stammen,  lässt laut Fachbüchern nicht mehr sagen, da die Frucht vom Menschen sehr früh kultiviert und über die Kontinente verteilt wurde wurden. Man tendiert plus-minus zu Zentralasien. Die Mispel ist bis heute nicht anfällig auf Schädlinge und Krankeiten. Die Grösse der Früchte hängt von der Sorte ab. Die kleinen Wildsorten messen um die zweieinhalb Zentimeter. Normale Sorten messen bis zu 6 und grosse selten bis 8 Zentimenter  Durchmesser.

Apropos Apfel, die Mispel ist ein Kernobstgewächs und kann unter diesen am ehesten mit der Quitte in Verbindung gebracht werden. Witzig ist ein Name aus dem deutschen Volksmund für die in der Schweiz oft als als Näschpli bzeichnete Frucht: Hundsärsch. Wenn man's sagt, dämmerts einem.

Die Mispel ist kein «einfaches Gemüt», so ist sie in unseren Breitengraden in den letzten hundert Jahren bedeutungslos geworden und als Kulturplanze beinahe verloren gegangen. Seit einigen Jahren wird sie, vor allem in der Innerschweiz, wieder angebaut.

Was sich mit gemeinen Mispeln herstellen lässt:

Konfitüre, Marmelade: Mispelnt von allen Blättern befreien und gut waschen. In einem Topf nur ganz knapp mit handwarmem Wasser bedecken, aufkochen und zugedeckt auf kleinem Feuer ca. zwanzig Minuten köcheln lassen. Mit einem Potato-Shmasher die Früchte zerstampfen und anschliessen durch ein Sieb streichen. Wiegen und max. die Hälfte des Gewichtes an Zucker zufügen und einkochen. Gelierprobe machen und allenfalls mit entsprechender Menge Gelatine gelieren.

Gelee: Ein Kilogramm Mispeln, 400 Gramm Äpfel geviertelt mit zwei geschälten und geviertelten Zitronen und wenig Zucker anderthalb Liter Wasser eine bis eineinhalb Stunden weichkochen. Pürieren und alles durch ein Sieb streichen. Nochmals aufkochen. Ein Sieb mit einem Passiertuch (Tamin) oder Leinentuch auslegen und die Masse hineingeben. Das Tuch einschlagen und beschweren. Einige Stunden stehen lassen. Saft auffangen. Im Verhältnis 2 Teile Saft 1 bis 2 Teile Zucker beigeben, aufkochen und eine Gelierprobe machen. mit entsprechender Menge Gelatine gelieren.

Mispelplätzchen oder Mispelbrot: Die nach der Geleeherstellung im Tuch zurück gebliebene Masse in einen Topf geben. Im Verhältnis 2 Teile Mispelmasse 1 Teil Zucker zugeben, mit wenig Wasser, Zitronensaft oder Weisswein «anfeuchten» und unter starkem Rühren erhitzen, bis sich der Zucker auflöst. Die Masse auf eine geöltes Blech 0.5 bis ein Zentimeter dick ausstreichen. In Plätzchen schneiden, im Kristall oder Griesszucker wenden.

Kompott: Ein Kilogramm Mispeln (die festeren schälen, bei den Teigigen den Blütenansatz entfernen) entkernt mit 4 Deziliter Wasser und vier Deziliter Süssmost bzw. Apfelsaft und 100 bis 200 Gramm Zucker aufkochen und eine halbe bis eine Stunde weichkochen.

Eine ganz andere Frucht: Die Japanische Mispel.

Die auch als Wollmispel (Eriobotrya), Mispero, als Maltesische Pflaume oder Loquet benannte Frucht, stamm von einem immergrünen, wesentlich grösseren Baum. Als Ursprungsgebiet wird meist Zentralchina und das südliche Japan angegeben. Auch diese Mispelart wurde früh von Menschen kultiviert. Auch wenn der Baum immergrün ist, wächst er in Europa in wintermilden Gegenden z.B. entlang des Rheins. Während der gemeinen Mispel Spätfrost kaum etwas anhaben kann, muss die japanische Mispel davor geschützt werden.

Auch die orangefarbene Frucht wird nicht dem Frost ausgesetzt. Im Geschmack ist die japanische Mistel Süsssauer, leicht bitter und herb. Ein prägnantes Aroma entwickeln die Früchte beim Dämpfen. Ansonsten können die Früchte analog zu den gemeinen Mispeln auch roh gegessen oder zu Konfitüre und Gelee gekocht werden. Interessant sind die Kerne, die durch Rösten zu einem recht guten Kaffeeersatz verarbeitet werden können.