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2021 reichte der Dachverband der Schweizer Rennvelofahrer, Swiss Cycling, unter massgeblicher Beteiligung von Stadt und Kanton Zürich das Dossier und damit die Bewerbung für die 2024 UCI Road und Para-Cycling Road World Championships ein – und erhielt den Zuschlag.

Die Stadt Zürich, insbesondere die Velo-Abteilung der Stadtzürcher Dienstabteilung bzw. das Amt für Verkehr war ziemlich sicher ein wichtiger Akteur und Treiber. Am Rande bemerkt: Dieses Amt ist momentan eh von einem Bestreben beseelt, ein Herrschaftssystem pro Velo zu installieren. Davon zeugen auch Beschlüsse, die der Redaktion bekannt sind, dass mit der Auflösung der Parkplätze am Predigerplatz zusätzlich entschieden wurde, auch leicht falsch geparkte Töffli, Motorroller und Motorräder seit diesem Sommer in der ganzen Stadt radikal zu büssen – bis anhin wurde das tolerant gehandhabt und die Motorradfahrer haben sich auch gut benommen. Aber das ist wieder eine andere Geschichte.

Für die Organisation der Rad-WM wurde von der Non-Profit-Organisation Union Cyclist International UCI, zusammen mit der Stadt und dem Kanton Zürich, der Verein Rad-WM 2024 gegründet. Ziemlich sicher werden die entsprechenden Projekt-Teams der Stadt Zürich eine perfekt organisierte Radweltmeisterschaft abliefern. Das ist schön für die Rennvelofahrer. Ganz anders sieht es mit der Kommunikation aus. Bis heute, einen Monat vor dem Start, weiss kaum jemand etwas über die Rad-WM in Zürich, ausser er oder sie hat eine der wenigen Zeitungen gelesen, die darüber berichteten. Schon gar nicht wissen es die Gewerbetreibenden, die – einmal mehr – die negativen Konsequenzen ausbaden müssen. Das Chaos ist perfekt. Wer es bestreiten will, dem sei gesagt, es ging so weit, dass das Kinderspital Zürich in Berufung gehen musste, weil der Zugang zum Spital stark eingeschränkt war. Eine Notlösung für den Kindernotfall wurde anschliessend gefunden. Eine Stadt schneidet den Zugang zum Notfall eines Spitals für eine Rad-WM ab? Das alleine ist schon bemerkenswert. Alle anderen erheblichen Verkehrseinschränkungen, die den Zugang zu Teilen der Stadt und zu verschiedensten Einrichtungen vom 21. bis 29. September 2024 verhindern, bleiben bestehen.

Die Kommunikation wurde angelegt so wie das Dossier für den Event eingegeben worden ist. Es wurde nie irgendjemandem die Frage  gestellt, ob dieser Anlass gewollt ist. Die Ämter und Regierungen dort oben haben entschieden, dass die hier unten die Rad-WM toll finden müssen. Das nennt man in der Organisationsentwicklung Top-Down oder ganz old Scool Autoritär - Befehl und Gehorsam. Genauso wurde vermutlich die Kommunikationsstrategie entwickelt. Aufgrund der Ausgangslage, dass alle den Anlasse toll finden (müssen), wurden Pressemeldungen zum Stand der Dinge und zum Bejubeln des Events versendet, aber nie eine kommunikative Empathie für das Gewerbe entwickelt.

So kam es, dass Tiziano Marinello das tat, was der Verein Rad-WM 2024 bzw. das Amt für Verkehr hätte tun müssen. Er organisierte einen Info-Anlass für Gastronomen im Zürcher Restaurant Terrasse am Bellevue auf eigene Kosten. Den ersten Teil bestritten dann die Vertreter der Stadt, die sichtlich bemüht waren, das Verkehrskonzept zu erklären. Sie können ja kaum etwas für die übergeordnete, verunglückte Kommunikationsstrategie.

Dafür zeigt sich die empathische Veranlagung der Marinello AG, die mit ihren Kunden leidet und auch mit Sätzen «Ich bin der Kunde, wie der Lieferant durchkommt, ist mir egal», recht gut umzugehen weiss. Der zweite Teil dieses Info-Anlasses, der am 19. August 2024 stattfand, war denn auch den Lösungen gewidmet: Was wir für Euch tun können, was ihr für uns tun könnt. Z.B. keine Bestellungen nach 22 Uhr und gebt dem Lieferanten einen Schlüssel, damit der die Lieferung um 3 Uhr morgens in die Küche stellen kann.

Alle Infos hier: Zurich 2024 - UCI Road and Para-Cycling Road World Championships. Und wenn nicht: Nicht verzagen, Marinello fragen.