«Das Glück ist keine Dauerwurst, von der man täglich eine Scheibe herunterschneiden kann», schrieb einst Erich Kästner.

Dieses philosophische Axiom gilt wahrhaftig selbst für Volkswagen. Auch wenn sich die Manager selbst als Götter sehen, nach deren Pfeife sogar die Kanzlerin tanzen muss. Doch sie haben den Bogen etwas überspannt.

Um Unzulänglichkeiten zu übertünchen, werden dann Nebenschauplätze schnell existentiell. Volkswagen verbietet in den Kantinen den Kraftstoff des Arbeiters – die Currywurst mit Fritten. Das Ablenkungsmanöver der Kommunikationsabteilung ist klasse. Zugegeben. Darüber schreibt die Weltpresse.

Also hier meine eigene Geschichte: Meine Eltern haben so einen alten Bully – einen VW Bus T3 Caravelle. Einer der letzten mit Heckmotor von damals, als bei Volkswagen gutes Handwerk, solide Geschäftspraktiken, Anstand, Integrität und Pflichbewusstsein an der Tagesordnung waren. 

Unter uns Geschwistern ist es natürlich immer ein Rennen um den Bully in der Ferienzeit. Meine kleine Schwester hatte ihn zuerst. Dann eben ich.

Der Bully ist ja unverwüstlich, ausser ein Spezialist verwüstet ihn. In der Südfrranzösischen Pampas, fing unter meinen Füssen etwas hefitg an zu klappern. Ich Koch haben dann einen dicken Balken, den ich fand, quergelegt, bin mit den Rädern draufgefahren, damit der Bully etwas höher steht und ich drunter kriechen konnte.

Dann immer auf beiden Seiten die Entsprechungen kontrollieren und abgleichen, jede Schraube rechts und links kontrollieren und tataaaa: Der ganze linke Bremssattel war locker. Bremssattel locker? Meine Schwester hatte eine Schraube locker, mir fehlte eine. Und zwar die obere der zwei, die den Bremssattel fixieren. Der Mech hatte sie offensichtlich nicht korrekt angezogen. Die Untere war ebenfalls kurz davor rauszufallen.

also anziehen (die Schraube, nicht mich) und ab zum Landmaschinenmech um die Ecke (15 Km ist in diesem Landstrich um die Ecke) – einer von altem Schrot und Korn, der noch wirklich alles repariert. Hier im Katalanischen Hinterland von Perpignan muss alles ewig laufen, selbst wenn etwas schon lange nicht mehr fahren dürfte. 

Der kriecht schnell unters Auto. «Les freins sont neufs. Vous les avez fait faire en Italie?» fragt mich der Süsfranzose, um mich Qualitätsdeutschschweizer hochzunehmen. Wir lachen beide.

Er dreht die Schraube raus, um zu schauen ob er irgenwo noch eine rumliegen hat, hat er aber nicht. Also die eine Schraube wieder rein und gut anziehen. Das tat ich dann in der Folge alle 300 Km, weil ich aus der Odysee von hochtechnologisierten VW Garagen genervt ausgestiegen bin, als Koch verstehe offensichtlich mehr von einem Bremssattel als ein VW-Mechaniker.

Die funktionieren heute offensichtlich nach dem mexikanischen Prinzip: No se! no hay! Alles was die nicht mehr an ein Diagnosegerät anschliessen können wissen sie nicht und haben sie nicht. An einem der VW-Empfänge feilte die Empfangsdame gerade die Nägel, sie hat damit auch nicht aufgehört, als mir sagte, zu wem ich gehen muss.

Da waren lauter so Typen, die sich hinter den Computern der Ersatzteillager verschanzten. Einer rannte 3x mit dem Fahrzeugausweis raus und suchte irgendeine Nummer auf der Frontscheibe – ist mir bis heute schleierhaft, was der suchte. Dann kam noch einer angerannt mit einem 8mm Schräubchen, der war völlig irritiert und konsterniert als ich mir vor Lachen fast in die Hose machte. Er schaute dann doch sie Schraube an und merkte, dass der Bremssattel eines Lastenesels wohl kaum von einem 8er Schräubchen gehalten werden konnte.

Und eines ist ebenfalls noch anzumerken. Kein einziger dieser feinen und sauberen VW Mechaniker ist unter das Auto gekrochen wie der Landmaschinenmech. Wie der Herr so Gescherr. Diagnosegötter. Wer von der Glückswurst kein Scheibchen mehr abschneiden kann und den Pfad der Tugend längst verliess, der muss dann halt beim Abgas schummeln. Oder so.

Lange rede kurzer Sinn: Würde ein Koch so kochen, wie Mechaniker von VW mechanisieren, würde der Gault Millau schreiben: «Die Suppe sah aus wie grüner Schneckenschleim und das Rindsfilet war ein besserer Türstopper. Wer glaubt, dass dieser Koch kocht, glaubt auch, dass ein Zitronenfalter Zitronen faltet.»