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  Tomislav Babic zur Corona-Krise: Wie ist der Wiederaufbau der Tourismus und Eventbranche angedacht?

Planungssicherheit sieht anders aus. Nach dem BR Entscheid kennen wir weder den Fahrplan für die Wiedereröffnung der Gastro und Hotelbetriebe noch kennen wir das Ausmass der vielleicht zur Verfügung stehenden Mittel für den Wiederaufbau der Branche.

Kein Unternehmen ist in der Lage einen Totalschaden am Umsatz über mehrere Monate hinweg aus eigener Kraft und aus eigener Reserve zu stemmen. Eine Ausnahmesituation erfordert aussergewöhnliche Massnahmen.

Retrospektiv gesehen wird den Angestellten mittels der Kurzarbeitsentschädigung teilweise derLohnverlust ersetzt. Der Unternehmerlohn wird über EO ausgeglichen. Für die Mietkostenempfiehlt man dem Mieter/Vermieter den Dialog. Den Warenaufwand muss Niemand kompensieren, nach dem Motto „Kein Betrieb keine Kosten“. Die meisten der nochverbliebenen Kosten können zum Teil auf Null heruntergefahren werden. Ach ja, ein Kredit alsLiquiditätshilfe zu angeblich Null Prozent Zins wurde zugesichert und unkompliziert verteilt. Soviel zum Thema Herunterfahren der Branche. Was ist mit dem Hochfahren der Branche?

Investition ist das Zauberwort! In der Schweiz muss dringend ein InterkantonalerWiederaufbaufonds (WAF) durch die Kantone eingerichtet, finanziert und die Kredite durch die Kantone geprüft und gesprochen werden. Die Kantonalen Banken haben ja die Infrastruktur. Hierfür Geld aufzunehmen dürfte für die Kantone kein Problem darstellen. Auch für private Investoren ist eine Beteiligung an solchem Fonds interessant. Der Bund deckt mit Bürgschaften die Neuverschuldung der Kantone zu 50% der Summe ab. Nur gemeinsam können die Kantone den Wiederaufbau vorantreiben und nachhaltig gestalten. So könnte es funktionieren:

Jeder Betrieb, welcher diese Kredite zu maximal 4% Zins in Anspruch nimmt, bezahlt für die nächsten 5 Jahre keine Mehrwertsteuer auf eigenen Umsatz ab der Wiedereröffnung des Betriebes, vorausgesetzt es wurden mindestens 50% des Jahresumsatzes (2019) in die Modernisierung, Marktpräsenz, Umbau, Ausbau investiert. Vorsteuerabzug wird weiterhin abgerechnet und den Betrieben Quartalsweise rückerstattet als a font perdu Beitrag des Bundes, somit wird die Amortisation erleichtert. Dies fünf Jahre lang. Ein so grosszügig finanzierter Wiederaufbau würde bedeuten, dass:

  • Die investierenden Betriebe später öffnen, dadurch ist das Hochfahren ist den „anderen“ Betrieben erleichtert.

  • Die Infrastruktur und Konzepte werden aufgefrischt, oder rundum erneuert und werden dem Zeitgeist angepasst.

  • Die Mitarbeiter können in Aus- oder Weiterbildung geschickt werden, finanziert durch den LGAV Weiterbildungsfond.

  • Der Unterhalts- und Investitionsnachholbedarf in der Branche wird radikal entschärft.

  • Die Baubranche kommt an neue Aufträge heran.

  • Die Vermieter sind unter Umständen mit im Boot.

Mein Fazit:
Während des Lockdown haben wir die einmalige Chance zu erörtern wie man den Investitionsnachholbedarf in der Gastronomie und Hotellerie entschärfen kann. Die Kantone und die Nationalbank müssen die Verantwortung für den Wiederaufbau übernehmen, und dürfen sich keine Sekunde länger hinter dem BR verstecken.

 

Tomislav Babic: RTM H&R AG Gastgeber & VRP, Gastgeber @ Restaurant Falken, PAULI Fachbuchverlag AG, Head of International Sales, Schaffhausen