Stefan Schramm: Welches ist das unverwechselbare Alleinstellungsmerkmal bzw. USP, das die Kunden in ihre Aligro-Filialen führt?

Xavier Trousseau: Es ist unmöglich, ein einzelnes Element herauszuheben, das uns von unseren Konkurrenten unterscheidet, denn es handelt sich in Wirklichkeit um eine Reihe von Aspekten, die Profis aus dem Gastronomiebereich in unsere Märkte bringen.

Jede Woche bieten wir über 2000 Aktionen aus unserem gesamten Sortiment an, sowohl im Bereich frische oder ultrafrische Produkte, als auch in den Bereichen Wein, Getränke, Food oder Non-Food. 
Als Cash and Carry verfügen wir nicht nur über 30’000 Artikel, sondern auch über sehr grosse Lagerbestände in unseren Märkten, die es Profikunden ermöglichen, über alle benötigten Waren zu verfügen.
Wir bieten unseren Profikunden Dauertiefpreise und einen Dauerrabatt an, der je nach Produktkategorie bis zu -20% beträgt. Der von uns angebotene Jahresbonus schliesst Aktionen und Tabakwaren ein, was eine Besonderheit von Aligro ist.
Um unseren Kunden das Leben zu erleichtern, haben wir digitale Dienstleistungen entwickelt, mit denen sie z. B. jederzeit auf ihre Rechnungen, Mehrwertsteuerabrechnungen und Einkaufslisten zugreifen können. Und unser System informiert die Kunden, sobald die von ihnen bevorzugten Artikel in Aktion sind. 
Die Dienstleitungsorientierung ist uns besonders wichtig, weshalb jeder Markt über einen Kundenservice und Mitarbeiter verfügt, deren Aufgabe es ist, Profikunden zu unterstützen (sei es bei der Produktauswahl, Beratung, Produktreservation, usw.); bei uns ist es oft so, dass Stammkunden bekannt und als solche anerkannt sind und daher einen persönlichen Service geniessen.
Als völlig unabhängiges Schweizer Familienunternehmen, sind wir besonders stolz auf die Ergebnisse unserer Zufriedenheitsumfrage von 2023, bei der uns unsere Kunden eine Zufriedenheitsrate von fast 90 % bekundet haben! 

 

Im Film «Bon Schuur Ticiono» hätte die Schweiz mit Französisch einsprachig gemacht werden sollen. Das mag für euch Westschweizer vielleicht überraschend sein, doch für viele Deutschschweizer ist das eine sympathische Idee. Vor 100 Jahren wagte sich das traditionelle Westschweizer Familienunternehmen aus Gilly, La Côte mit dem Markt in Schlieren Zürich in die Deutschschweiz und baute dieses Engagement mit der Übernahme von CCA aus. Wie ist es für Euch von Aligro, hier auf der anderen Seite des Röstigrabens? Waren Sie überrascht, dass die Deutschschweizer die Romandie und die Romands gerne haben?

Wir sind in Bezug auf unsere Präsenz in der Deutschschweiz sehr respektvoll und haben unser Sortiment und unsere Vorgehensweise sofort angepasst, um den lokalen Gegebenheiten Rechnung zu tragen. Es ging uns nie darum, unseren Mitarbeitenden in der Deutschschweiz eine welsche Sichtweise aufzuzwingen, sondern im Gegenteil, von ihnen zu lernen, um den Bedürfnissen der Kunden bestmöglich gerecht zu werden. Wenn wir dazu nicht in der Lage wären, würde sich das sofort auf die Ergebnisse auswirken, aber ich kann Ihnen versichern, dass dies nicht der Fall ist. Abgesehen von den Unterschieden in Bezug auf die Lebensmittelgewohnheiten investieren wir auch in die Renovierung und Modernisierung unserer Verkaufsstellen und verstärken unsere Teams, um den Lebensmittelprofis in der Deutschschweiz einen qualitativ hochwertigen Service und ein optimales Einkaufsumfeld bieten zu können. Heute freuen wir uns, dass die Profikunden mit unseren Dienstleistungen zufrieden sind und dies ermutigt uns, unsere Bemühungen für eine kontinuierliche Verbesserung fortzusetzen.

Als völlig unabhängiges Schweizer Familienunternehmen, sind wir besonders stolz auf die Ergebnisse unserer Zufriedenheitsumfrage von 2023, bei der uns unsere Kunden eine Zufriedenheitsrate von fast 90 % bekundet haben! 

 

Im Ernst und ohne zu werten: Gab oder gibt es Kulturunterschiede, die in ihren Geschäftsabläufen eine Rolle spielen und die sie anders gestalten mussten? Wenn ja, welche?

Es gibt tatsächlich Unterschiede. Die Nachfrage nach Fisch, ist in der Romandie deutlich höher. In der Deutschschweiz werden dafür mehr Schweinefleisch und Wurstwaren nachgefragt. Die Herkunft ausländischer Weine liegt in der Deutschschweiz mehr in Italien . Dies sind Elemente, die wir bei der Zusammenstellung der Sortimente sowie bei der Kommunikation berücksichtigen, um den Bedürfnissen der lokalen Kunden so nahe wie möglich zu kommen.

 

Im Vergleich zu anderen Abholmärkten, haben bei Aligro auch Endkonsumenten Zugang. Was ist der Grundgedanke und wie lässt sich dies bewerkstelligen bezüglich Angebote, Menge und Preis?

In der Westschweiz sind die Märkte schon sehr lange für Private geöffnet, und das Zusammenleben klappt sehr gut. In der Deutschschweiz ist das relativ neu, da die Märkte, die wir von CCA übernommen haben, nur für Profikunden geöffnet waren. Die Hauptidee und der grosse Vorteil für die Profikunden ist, dass wir so durch eine häufigere Erneuerung der Lagerbestände frische Ware garantieren können. Dank sehr häufigen Lieferungen profitieren unsere Kunden von stets qualitativ hochwertiger und frischer Ware.

Um die Unannehmlichkeiten für unsere Profikunden, die im Markt auf Privatkunden treffen, zu begrenzen, öffnen wir unsere Märkte speziell für Profikunden früher, haben für sie reservierte, kostenlose Parklätze sowie spezielle Kassen, um Zeit zu gewinnen und bieten ihnen einen hochwertigen Service, der ausschliesslich auf sie zugeschnitten ist.

Für Privatkunden haben wir insbesondere die Mengen angepasst und verkaufen die meisten unserer Artikel auch im Einzelhandel. Obwohl die Preise auch für sie äusserst attraktiv sind, geniessen Profikunden darüber hinaus von exklusiven Vorteilen.

 

Online-Handel, darunter auch ausgeklügelte, komplexe Bestell- und Liefersysteme, die teilweise an Lagerbewirtschaftungssysteme der Gastronomie angeknüpft sind, nehmen stark zu. Aligro beliefert aber Gastronomiekunden nicht und kann an diesem Markt nicht teilhaben. Was ist der Grund und wie positioniert sich Aligro dabei?

Wir sind seit jeher ein Cash and Carry-Markt, mit allen damit verbundenen Vorteilen. Für Profikunden ist dies ein eindeutiger Vorteil, wenn es darum geht, die Ware auszuwählen, sich beraten zu lassen oder sich von Spezialangeboten und Ausstellungen inspirieren zu lassen. Gleichwohl sind wir uns bewusst, dass Online-Bestellungen und Lieferungen wichtige Themen sind und bieten heute einen Lieferservice über einen externen Dienstleister an. Wenn ein Profikunde dies wünscht, kann er sich mit unserem Kundenservice in Verbindung setzen, der die Planung der Bestellung und Lieferung übernimmt.

 

Aligro legt viel Wert auf Regionalität und Lokalität. Welches Produkt ist im Markt Gilly, La Côte das speziellste der regionalen Produkte und welches in Schlieren, Zürich?

Wir haben mehrere hundert lokale und regionale Produkte, daher ist es schwierig, ein einzelnes Produkt pro Region oder Verkaufsstelle herauszuheben. Wir arbeiten zum Beispiel mit vielen Schweizer Früchte- und Gemüseproduzenten zusammen, die sich in der Nähe unserer verschiedenen Märkte befinden, und bieten Wurstwaren, Käse, Bier und Wein aus vielen verschiedenen Regionen an.

 

Ist für Aligro jetzt erst mal gut in der Deutschschweiz, oder gibt es weitere Wachstumspläne?

Wir sind glücklich mit unserer Präsenz in der Deutschschweiz und der Zufriedenheit, die wir bei unseren Profikunden erzeugen konnten. Wir wissen auch, in welchen Bereichen wir uns vorrangig noch verbessern müssen, und arbeiten bereits daran. Parallel dazu werden wir die Modernisierung unserer Märkte in der Deutschschweiz weiter vorantreiben, nachdem bereits Rapperswil-Jona, Bern, Brüttisellen, Wangs-Sargans und Pratteln renoviert wurden. 

Schliesslich ist es für uns eine Selbstverständlichkeit, dass sich die Bedürfnisse unserer Profikunden ändern und wir uns nicht nur darauf einstellen, sondern sie auch antizipieren müssen, um sie bestmöglich unterstützen und begleiten zu können.