Die Gastronomie wird von den kantonalen Gesundheitsbehörden penibel kontrolliert. Bauern dagegen können unbehelligt Felder und Grundwasser vergiften, wie es ihnen beliebt. Brodmann schnauzt.
Es wird mit ungleichen Ellen gemessen. Wieso können Bauern unbehelligt Felder mit Gift besprühen und das Grundwasser vergiften, während die Gastronomie engmaschig auf die Sauberkeit von Kühlschrankdichtungen überprüft wird?
Text: Romeo Brodmann / Dok-Film: Ökologische und konventionelle Landwirtschaft – Ein Vergleich | Quarks WDR (ganz nach unten Scrollen)
Die Gastronomie wird mit einem von der und für die linear produzierende Lebensmittelindustrie entworfenen und weit über 2000 seitenstarken Lebensmittelgesetzt belegt, das notabene von der kreuz-und-quer produzierenden Gastronomie kaum eingehalten werden kann. Die kantonalen Labore und Kantonschemiker machen sich seit Jahren mit viel Fleiss und Ehrgeiz daran, die Gastronomie lückenlos zu kontrollieren und mit Bussen zu belegen, die von Kantonspolitikern und Beamten verbindlich budgetiert werden.
Ganz anders die Bauern und die Agrarchemie. Die besprühen frisch und fröhlich die Felder kiloweise pro Quadratmeter und Jahr mit Gift (das allenfalls noch mit Bundesgeldern subventioniert wurde) und vergiften damit bis heute kontinuierlich und flächendeckend das Grundwasser. Und jetzt? Die Wasserader Schweiz hat ganze Gebiete, die Trinkwasser zukaufen müssen, weil das eigene Grundwasser nicht mehr als Trinkwasser verwendet werden darf. Soweit haben wir es gebracht. Unser Schweizer Wasser aus dem Wasserhahn ist nicht mehr trinkbar, weil das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) feststellte, dass die Gifte (OH WUNDER), die jetzt im Grundwasser gelöst sind, sich kaum abbauen und krebserregend sind.
UND JETZT KOMMT ES: Was tun die Bauern und die Agrarchemie? Sie gehen vor Gericht und verlangen, dass das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit nicht mehr über die Wasserqualität informieren darf, insbesondere nicht darüber, dass die Stoffe krebserregend sind. Und was tun die Richter des Bundesverwaltungsgerichts? Sie geben den Bauern und der Agrarchemie recht, stopfen dem BLV einen Knebel in den Mund und zieht einen Maulkorb darüber.
Doch nicht genug: Blick hatte den richtigen Riecher und hat die Kantone und Gemeinden nach geltendem Recht (Öffentlichkeitsgesetz) aufgefordert, die Resultate der Trinkwasseruntersuchungen herauszugeben. Viele weigern sich. Dort wo die Daten offengelegt wurden, sind die Ergebnisse erschreckend (den Artikel von Blick finden Sie hier).
Zu konstatieren ist folgendes: Dieselben Politiker und Beamten, welche die Gastronomie so gerne feinmaschig und oft schikanös kontrollieren, dies unter dem Vorwand, die Bevölkerung vor Lebensmittelvergiftungen und Deklarationsbetrügereien der bösen Gastronomen schützen zu wollen, nehmen die Bauern und Agrarchemie in Schutz, welche das Grundwasser und damit die Bevölkerung vergiften.
Das ist kaum noch nachvollziehbar, wirft jedoch eine interessante Frage auf: Können die Gastronomen vor Gericht jetzt nicht auch Beschwerde einlegen gegen die jährlich von den Kantonschemikern via Pressekonferenz inszenierte Hetzjagd auf Gastronomen, bei der einzelne «Grüselwirte» benutzt werden, um eine ganze Branche in globo in den Dreck zu ziehen?