Hier zwei extreme Ansichten sowie eine Frage von Leser*innen:

G.H. aus S. schrieb: «Sehr geehrter Herr Brodmann, ein absoluter Bullshit, was Sie da geschrieben haben.»

Er meinte mit dieser Aussage: «Seit Jahrzehnten stürzen sich die Gesundheitsämter in ihrem Gesundheitswahn auf die Gastronomie um ein paar Bohrlöcher in Wandfliessen zu beanstanden. Damit konnte öffentlichkeitswirksam zur Schau (jährliche Pressekonferenz der Kantonslabore) gestellt werden, wie besorgt man (der Staat) um die Gesundheit der Bevölkerung ist. Das funktionierte, bis Corona kam.»

E.W. aus B. schrieb: «Grüezi dem Pauli Magazin. Herzliche Gratulation und einen Riesen-Dank für die absolut genialen Berichte immer wieder - HAMMER!!!»

Dann fragte H.B. aus E. auf meine Kritik am Bundesrat …
«Der Bundesrat während Corona oder eine Chronologie des Versagens.» 
«Ganz persönlich: Lieber Bundesrat, ihr seid vollständig frei von jeglicher Führungskompetenz.»
… ob ich das besser könne und was ich mir denn vom Bundesrat wünschen würde:

Nein, ich kann es nicht besser. Und was ich mir wünschen würde…

 «Einheitlichkeit des Handelns» über das ganze Land hinweg. Das wünsche ich mir. Der Bundesrat hat die Pflicht und die Kompetenz, die Kantone zu führen (nett ausgedrückt) bzw. in den Senkel zu stellen (auf Deutsch gesagt). Irrwitzigerweise hat sich Bundesrat Alain Berset diesen Handlungsspielraum mit dem von ihm genau für solche Situationen durchgesetzten neuen Epidemie-Gesetz 2013 selbst gegeben. Das jetzt vorherrschende Jekami (jeder kann mitmachen) von Kantonen bis zu Bundesamtsdirektoren ist ein Trauerspiel sondergleichen: Alle gegen alle. Hier liegt also ein grundlegendes Führungsversagen vor. 

«Gemeinsamkeit und verteilen der Lasten» über alle Branchen und Bevölkerungsschichten hinweg. Das wünsche ich mir. Die allgemeine Wehrpflicht der Schweiz, als diese noch eine Armee hatte, hatte den Vorteil, dass das reiche Muttersöhnchen vom Zürichberg und der Bauernbub vom hinteren Toggenburg 17 Wochen gleich waren. Ob man das mochte oder nicht, das schuf Gleichheit, Gemeinsamkeit und förderte den Zusammenhalt. Damals war das echt, heute ist Solidarität zwar in Mode, aber eigentlich nur noch eine leere Worthülse. Wieso müssen einzelne Branchen die ganze Last der Krise und des Lockdowns alleine tragen, während andere wie z.B. die Immobilienbranche nahezu ohne Schaden durchkommen oder gar wie die Finanzbranchen florieren? Und wieso können die ganz grossen Gewinner wie z.B. Amazon, Zalando aber auch Google und Facebook nahezu steuerfrei und unbehelligt aus dem Ausland den Rahm abschöpfen?

Ich wünsche mir einen Bundesrat, der ehrlich, aufrichtig und transparent handelt, informiert und vor allem zu seinen Fehlern steht. Ich wünsche mir einen Bundesrat, der die Menschen und ihre Ängste ernst nimmt und den Bürgern sein Vertrauen schenkt, bevor er deren Vertrauen einfordert.

Ganz abgesehen vom totalen Impfversagen … Ich wollte mich am Sonntag auf Covid-19 testen lassen. Man müsste meinen, im allgemeinen Interesse sollen Test auf alle Arten schnell und unkompliziert gehandhabt werden. Doch schon der Grund für den Test hat es in sich.

Eine Person die in indirektem Kontakt mit mir steht und einen Verdachtsfall hatte, liess sich testen und erhielt das Resultat «negativ». Ein paar Stunden später bekam der «Verursacher» nochmals ein Telefon: «Sorry, wir haben Ihren Test vertauscht, Sie sind positiv.»

Gut, zum Test: Mit telefonischer Voranmeldung oder einfach so. Anonym, nicht anonym, mit Covid-App und ohne, mit Krankenkassenkarte oder ohne. Egal, möglichst viele Tests, das muss das Ziel sein. Einfach und kostenlos. Mittags oder mitten in der Nacht. Doch das Theater bis ich mich am Sonntagabend testen lassen konnte, weil ich am Montag niemanden anstecken wollte, war unglaublich. Und am Schluss habe ich den Test auch noch selber bezahlt, weil es mir zu doof wurde. Dieses Land hat jede Kontrolle verloren. Es ist eine Schande. Wir waren einmal das beste Land dieser Welt, das sich aus meiner Sicht und mit meinen Worten wie folgt definierte: Schweizer*in zu sein hat nichts mit Geschlecht, Hautfarbe, ethnischer Herkunft und dergleichen zu zum. Schweizer*in zu sein ist alleine eine Frage der Haltung und der persönlichen Einstellung, die mit der Frage beginnt, was kann ich zum Gelingen dieses Landes beitragen.

Was ich mir also noch wünsche? Mich selber wieder wie damals als 20-jähriger Offiziersschüler, ohne die Begleitung von polemischem Hohn und beissendem Spott fragen können, was ich noch zum Gelingen dieses Landes beitragen kann. Aber warten wir erstmal ab, wie viele Täuschungen des Staates noch ent-hüllt und aufgehoben werden.