Was stellen Sie und Ihre vier Kolleginnen in Überlingen aus?
Annika Mia Junghans: Wir haben alle ein eigenes Werkstück gestaltet. Unsere Inszenierungen beziehen sich auf die das Thema «SEEmomente», welches die Landesgartenschau Überlingen in der Ausschreibung vorgab.
Wo genau findet die Ausstellung statt?
In der ehemaligen Klosterkirche in Überlingen. Für die Installationen standen uns drei verschiedene Sockelgrössen von bis zu 60 x 150 x 80 Zentimeter zur Verfügung.
Aus welchen Materialien und Blumen wurden die Werkstücke hergestellt?
Unsere Werkstücke sind sehr unterschiedlich gemacht. Es gibt solche in Erde mit Pflanzen, andere mit Schnittblumen. Meines besteht dagegen ausschliesslich aus geschnittenen und verarbeiteten Blumen, die in verschiedene Vasen gestellt sind (keine Topfpflanzen in der Erde). Die offene Aufgabenstellung macht eine sehr breite Spannweite möglich und setzte dem kreativen Schaffen kaum Grenzen.
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«In mein Ausstellungsstück investierte ich gegen 25 Stunden.»
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Wie lange dauerte die Vorbereitungszeit?
In mein Ausstellungsstück investierte ich gegen 25 Stunden. Die Gefässe habe ich auch selber erarbeitet und hergestellt. Die Vasen füllte ich erst in Überlingen mit Blumen. Der Arbeitsaufwand ist natürlich individuell. Bei aufwendigen Gestaltungen kann er sehr gross sein.
Erhalten die Teilnehmenden eine Entschädigung durch die Landesgartenschau Überlingen 2020 GmbH?
Einzig für die verwendeten Blumen gibt es eine Entschädigung – je nach Grösse des Podests. Die Landesgartenschau gibt uns ein Budget für die Blumen oder auch die technischen Hilfsmittel. Die Arbeit findet in unserer Freizeit statt. Bei so einem Projekt geht es eh darum, Spass zu haben, die Chance zu nutzten und den Besuchern eine nicht alltägliche Blumeninstallation zu zeigen.
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«Eine grossartige Blumenschau. Ich bin begeistert», schwärmt Petra Pintscher, Sprecherin der Landesgartenschau Überlingen.
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Wie viele Blumen und Pflanzen schmücken Ihre Installation?
In meinem Ausstellungsobjekt habe ich 15 verschiedene Blumensorten und etwa 100 Blüten verarbeitet. Beispielsweise Rittersporn, Vanda-Orchideen, Wicken, Gräser, Eustoma (Prärie-Enziane) und Passionsranken. Für mein Werkstück war es wichtig, eine Vielfalt zu zeigen und mit Farbnuancen zu spielen.
Wer pflegt die Blumen während der zweiwöchigen Präsentation in Überlingen?
Für die Pflege und das Wässern ist ein Team zuständig.
Haben Sie Kontakt zu den anderen teilnehmenden Schweizer Kolleginnen aus Winterthur, Bassersdorf und Langnau im Emmental, die andere Themen realisierten?
Die Schweizer Floristenwelt ist sehr klein. Daher kennen wir die Floristinnen und Floristen aus diesen Orten. Unsere Ausstellungsstücke haben wir aber unabhängig voneinander geschaffen.
Nehmen Sie und Ihr Team auch noch an anderen Ausstellungen und Wettkämpfen teil?
Ginkgo-Blumenladen-Besitzerin und -Chefin Monika Laib gibt uns immer wieder Möglichkeiten, unser Handwerk nebst dem Geschäftsalltag auszuüben und unterstützt uns bei der Teilnahme an Veranstaltungen sehr. So nehmen unsere Lernenden regelmässig am jährlichen Lehrlingswettbewerb in Zürich teil. Persönlich finde ich es super, an Wettbewerben oder solch aussergewöhnlichen Blumenprojekten mitzumachen. Es ist eine tolle Erfahrung und man kann viel lernen. Die Motivation ist dementsprechend auch immer gross.
Was reizt Sie daran?
Es ist ein ganz anderes Arbeiten als im Geschäft. Wir geniessen an so einem Ort viel mehr Freiheiten und können uns sehr intensiv und ganz persönlich mit dem jeweiligen Thema auseinandersetzen. Mir persönlich macht das unheimlich viel Spass und ich liebe solche Chancen. Für Lernende ist es auch eine wertvolle Erfahrung. Sie können – von einer Fachperson begleitet – eigene Ideen planen und umsetzen, ihre Kreativität und Fantasien ausleben und sind meist noch viel unbefangener.
Was gefällt Ihnen an der ersten Landesgartenschau am Bodensee besonders? Konnten Sie selbst ein bisschen in Überlingen, das viel mediterranes Flair besitzt, herumschauen und sich inspirieren lassen?
Uns Floristinnen gefällt natürlich die Blumenschau. Ansonsten hatten wir noch nicht genug Zeit, um uns den anderen Teilnehmenden zu widmen. Die schwimmenden Pflanzeninseln durfte ich mir aber schon anschauen. Es ist eine sehr coole Idee und super umgesetzt.
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Zu Annika Mia Junghans:
«Ich liebe meinen Beruf und bin glücklich, jeden Tag von so vielen schönen Dingen umgeben zu sein».
Annika Mia Junghans, 21, stammt aus Suhr (AG). Sie arbeitet seit Oktober 2019 im renommierten Blumengeschäft Ginkgo in Amriswil, wo sie stellvertretende Geschäftsleiterin und für die Ausbildung der Lernenden zuständig ist. Im Juli hatte sie bereits ihre erste Weiterbildung zur Floristin mit eidgenössischem Fachausweis abgeschlossen. Annika Mia Junghans bringt bereits viel Wettkampferfahrung mit. So hat sie bei den Berufsmeisterschaften SwissSkills Championships 2018 in Bern eine Silbermedaille gewonnen. Im Frühjahr 2020 durfte die talentierte Floristin ihr Können im Aargauer Kunsthaus in der Ausstellung «Blumen für die Kunst» («Flowers to Arts») mit einer grossartigen floralen Interpretation zum Bild «Mondnacht auf dem Meer» (1892) des berühmten Schweizer Malers Cuno Amiet unter Beweis stellen. Der Verein «Flowers to Arts» in Zürich initiiert Ausstellungs- und Vermittlungsprojekte an der Schnittstelle zwischen Floristik und Kunst, die in Zusammenarbeit mit Museen im In- und Ausland realisiert werden. Junghans: «Ich liebe meinen Beruf und bin glücklich, jeden Tag von so vielen schönen Dingen umgeben zu sein.»
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Ein sommerlanges Fest
Überlingen feiert im Jahr 2021 ein sommerlanges Gartenfest: Die erste Landesgartenschau am Bodensee. Die deutsche Gartenstadt mit italienischem Flair wird noch attraktiver, frei nach dem Motto der Landesgartenschau: «Erfrischend – Grenzenlos – Gartenreich.» Jeder Tag wird anders sein. Abwechslungsreich. Inspirierend. Entspannend. Bis 17. Oktober 2021 wird in fünf eingezäunten Ausstellungsbereichen viel geboten. (uok)
www.ueberlingen2021.de.