Kein Wettbewerb ohne Unparteiische: Herr Widmann, wie ist die Jury auf die IKA grundsätzlich aufgebaut?
Frank Widmann: Jede Wettbewerbskategorie hat einen eigenen Obmann, der wiederum ,seine‘ Jurymitglieder durch die Wettbewerbsabläufe führt. Es versteht sich von selbst, dass die Wertung eines Jurymitglieds aus dem Land des jeweiligen Teilnehmenden nicht berücksichtigt wird. Unterstützt werden sie von den sogenannten Observern, die seitens Worldchefs bei weltweiten Veranstaltungen eingesetzt werden. Ihre Aufgabe während der IKA wird es sein, die Abläufe zu beobachten und zu dokumentieren.
Nach welchen Kriterien werden Juror:innen benannt, was müssen sie mitbringen?
Wir achten darauf, dass sie in der Vergangenheit selbst aktives Mitglied eines Köchenationalteams waren, dass sie Englisch sprechen können und die Vorbereitungsseminare von Worldchefs absolviert haben. Außerdem ist eine vorangegangene sogenannte „Rookie“-Tätigkeit Voraussetzung, ohne Wertungsteilnahme. Bei der Auswahl der Jurymitglieder gibt es für mich ein weiteres wichtiges Argument, das zählt: Die Küche der jeweiligen Nation muss verstanden werden, das heißt, es sollte mindestens ein Jurymitglied dabei sein, das die Länderküche einordnen kann.
Auf welchem Weg kommt es denn zu einem Konsens für die finalen Punkte?
Jedes Jurymitglied wertet für sich und folgt dabei dem vorgegebenen Punkteschema, also zum Beispiel sind maximal 50 Punkte für den Geschmack zu vergeben. Eine erfahrene Jury liegt bei der anschließenden Auswertung der Punkte meist dicht beieinander, sodass die Gesamtpunkte relativ schnell ermittelt sind. Wenn die Einzelwertungen mehr als zehn Punkte voneinander differieren, wird nachgefragt und um Erklärung gebeten. Daraus entsteht eine Diskussion, um den bestmöglichen Konsens zu erzielen.
Wie lässt sich die Juryarbeit im internationalen Kontext einordnen, welchen Einfluss nimmt sie auf künftige Wettbewerbe?
Im Culinary Committee von Worldchefs ist es unsere vorrangige Aufgabe, dass wir die Kochkunst voranbringen und immer dafür Sorge tragen, dass fair und korrekt gewertet wird. Nicht alle Vorschläge oder Ideen lassen sich in der Realität eines großen internationalen Wettbewerbs auch umsetzen. Zum einen hat jeder Standort unterschiedliche Anforderungen und äußere Bedingungen, zum anderen müssen die Konzepte auch mit den vorhandenen Mitteln umgesetzt werden. Bei allen Standards und notwendigen, übergreifend geltenden Regeln sollte der jeweilige Veranstalter „das letzte Wort“ haben, wenn es um die Ausschreibungen und deren Umsetzung geht. Das jeweilige Land trägt die Verantwortung für das Gelingen eines Wettbewerbs. Mindestens genauso wichtig ist es aus meiner Sicht, dass erfahrene Jurorinnen und Juroren sich in der Weiterentwicklung von Wettbewerben international einbringen und im Austausch mit der nächsten Generation stehen.
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