Für alle nicht Basler, damit erklärt ist, was «Grüne Insel» für eine Bedeutung hat: Klybeck ist nicht nur das Quartier neben den Basler Hafenbecken I und II Kleinhüningens, welchem mit dem Abriss des alten Dorfkerns in den 50ern die Seele weichen musste. Es ist vor allem auch das Sammelbecken der Werksareale von Pharma- und Chemiemultis von Novartis bis BASF.

Klybeck war ein typisches Quartier der «niederen Arbeiterschicht». Heute dominiert ein charmanter mulitkulureller Mix der bunter nicht sein könnte. Doch vielen alten Bauten und Wohnhäusern droht der Abriss. Die Stadtplaner skizzieren für Klybeck und Kleinhüningen die «Aufwertung». Wobei man sich schon fragen darf, was an dem kunterbunten Quartier aufgewertet werden soll. Die ausstehende Profitmaximierung des günstigen Wohnraumes lässt grüssen.

Das Restaurant Platanenhof, um auf den Punkt zu kommen, ist nämlich sozusagen ein Manifest friedlicher Wehrhaftigkeit anwohnender Menschen. Im Eigentum der damaligen CIBA hätte der Platanenhof eigentlich verkauft werden sollen. Im Quartier wurden Unterschriften gesammelt, bis die Firma von Ihrem Ansinnen zurücktrat.

1991 übernahm die Wirtin Chalotte Wirthlin den Betrieb ... und erlebte 11 Jahre später dann dasselbe in blau. Die heutige Novartis hätte das gesamte Wohnareal wiederum verkaufen wollen. Interessierte Bewohner schlossen sich zusammen, gründeten die Wohngenossenschaft Klybeck, trieben das Kapital auf und kauften die Liegenschaft 2004 selber.

Ein Manifest, irgendwie, ist auch die Küche. Jedenfalls so kommt es einem vor. Charlotte Wirthlin hält seit jeher den Finger auf das Kochen ohne Zusatzstoffe, ohne Convenience. Und sie will wissen, woher ihre Zutaten kommen, insbesondere beim Fleisch.

In der Küche blubbert auf dem Herd ein brauner Kalbsfond vor sich hin und weiter hinten bereitet der Koch die Masse für die hausgemachten Würste zu.

Es sind hier wirklich zwei Lustige Gesellen am Werk. Es ist »10 vor Service» und Küchenchef Marius Isnard schiebt sich grinsend eine Kirsche in den Mund, während sein Koch Alan Humphrey Azur Därme auf den Fülltrichter schiebt und an der Maschine wurstelt. Lammbratwürste. Die Masse kommt ohne Umröten mit Nitritpökelsalz aus. Das hält sie mild und angenehm in der Würze.

Auf die Frage nach seinem Stil sagt Isnard «einfach ehrlich». Ein kokettierendes Understatement sozusagen. Insard lernte im Bündnerland beim 15punkter Linus Arpagaus und Azur lernte beim 16punkter Francis Mandin im Liestaler Bad Schauenburg.

Die beiden wirken übermütig, keck. Den Anspruch an sich selbst mehr als gut zu sein, können sie damit nicht überdecken. Hier wird alles selbst gemacht, auch das Brot.

Zum Zmittag gibt es also Lammbratwüste mit Kartoffeln und Gemüse aus dem Ofen unter der Platane im Garten. Die Würste sind dezent gewürzt, voll im Aroma. Ganz einfach wunderbar. Der Knaller aber ist die Demi-Glace. Die ist perfekt in Konsistenz und Geschmack und in ihrer Kombination aus Bindung und Reduktion.

Kein Schischi. Kein Firlefanz. Keine Schnörkel. Tatsächlich einfach ehrlich.

Charlotte Wirthlin sitzt in diesem wunderbar altehrwürdigen Restaurant und erzählt noch ein klein wenig. Auch sie spürt die Rahmenbedingungen, die für Wirte immer schwieriger werden, doch die Freude am Beruf trübe das nicht.