Vertical Farming, also direkt übersetzt senkrechte Landwirtschaft, orientiert sich an der Baurichtung von Gebäuden – von unten nach oben und umgekehrt. Sie bildet eine eigene Sparte im Urban Farming, also der Landwirtschaft in städtischen Ballungsgebieten. Diese Landwirtschaftsformen sind ein Resultat von ganz genereller Überlegung, wie Nahrung aller Art in über- und bebauten Gebieten angebaut und produziert werden kann. Abgesehen davon, dass es kein Boden im Sinne von Acker, Dreck, Erde mehr gibt, bietet ein dicht bebautes Gebiet, auf dem der Boden erst noch vollständig versiegelt ist (Asphalt, Beton), trotzdem einige Vorteile.

-       Wärmeentwicklung - Die Wärmedifferenz selbst erfahren: Stehen Sie am Strassenrand im Sommer barfuss zuerst ins Gras, dann auf den Asphalt, beides wir genau gleich von der Sonne beschienen, das eine ist kühl, das andere heiss, die Wärme kann gespeichert werden.

-       Wasseranfall – durch die Versiegelung von Boden (Gebäude, Dächer, Boden, Strassen) kann Wasser gut aufgefangen werden. 

-       Vertikal gibt es praktisch unbegrenzt ungenutzten Raum, der die eigentliche Bodenfläche multipliziert – nämlich jede Fassade innen und aussen sowie die Dächer, auf denen sich Energie produzieren lässt.

Das einzige, was fehlt, sind generell Nährstoffe und bei den nicht sonnenbeschienenen Flächen das Licht. Beides kann als Nährstofflösung bzw. als Licht künstlich zugeführt werden. Der Pflanze ist das für den Stoffwechsel und die Photosynthese egal.

Wird alles optimal zusammengeführt, können sogar Energie- und Materialkreisläufe ganz oder teilweise geschlossen werden. Mit verhältnismässig geringem Aufwand entstehen also regenerative Systeme, die in der Lage sind, eine gewisse Anzahl Menschen an Ort und Stelle zu ernähren. 

Neu ist Vertikal Farming allerdings nicht. Die indigenen Einwohner Amazoniens bauten bereits hunderte Jahre vor dem Eintreffen der Europäer ihre Gärten horizontal auf verschiedenen Etagen mit Hilfe von Bäumen (Stockwerkanbau/Etagenbau). 1965 wurde im schweizerischen Rüfenach ein Turmgewächshaus in Betrieb genommen, das sich an den Bauten des Pioniers der modernen vertikalen Landwirtschaft, Othmar Ruther im Forschungsgarten der Bayer-Werke in Leverkusen orientierte.

Diese Zukunftsformen der Landwirtschaften werden heute sowohl in der Architektur als auch in der Biologie erforscht und erdacht. Zunehmend rücken diese sich mehr oder weniger selbst erhaltenden, also autopoietischen, Vertical und Urban Farmings auch immer mehr ins Interesse der Systemtheorie und der Kybernetik. Gerade auch beim Vertikal und Urban Farming geht es darum mit einer Subsistenzwirtschaft mindestens teilweise von aussen unabhängig zu werden und einen gewissen Grad an Autarkie zu erreichen, was zweifelsohne für gesellschaftliche Systeme prägend sein dürfte.

Durch das Vorhandensein von (Ab-)Wasser, Wärme, Energie und Platz, aber beispielsweise auch durch die Bio-Abfälle aus den Haushalten, wird zunehmend auch die Tierzucht in die Denk- und Ideenprozesse integriert. Es gab bereits ein Architekturbüro, das ein Konzept zur Schweinezucht auf den Etagen entwarf: die Schlachträume waren in den Erdgeschossen untergebracht. Der Nik-Name: Pig City. Es gibt auch verschiedene Nutzungs- bzw. vertikale Produktionssysteme, die tatsächlich gebaut und genutzt werden: z.B. VertiCrop High Density Vertical Growth Systems von Valcent oder Vertical Hydroponics von Verti-Gro.

Vorreiter sind momentan gerade die Arabischen Emirate und der asiatische Raum, vor allem Japan und Korea. Das Interesse hat mitunter einfache Gründe. Das eine Land ist eine Sandwüste, andere sind Betonwüsten, um es etwas salopp auszudrücken. Eine der fortschrittlichsten Firmen ist denn auch die Japanische Mirai Agriculture.

 

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Medienmitteilung:

Bayreuther Start-up Myriad entwickelt autonomen Indoor-Garten.

Der Traum vom eigenen Gemüse war bislang für viele nicht erfüllbar, sei es wegen fehlender Anbauflächen oder mangelnden Gärtnertalents. Das junge Start-up Myriad aus Bayreuth kann diesen Traum nun für jeden erfüllen – dank innovativer Ideen aus der Raumfahrttechnologie. 

Das Prinzip der vertikalen Farm für Jedermann: Pflanzen wie Kräuter, Tomaten, Paprika & Co. benötigen keine Erde und quasi keinerlei Pflege, um zu wachsen. Der Indoor-Garten versorgt sie automatisch durch einen mit Nährstoffen angereicherten Nebel im Inneren des Moduls sowie mit einem auf die Bedürfnisse von Pflanzen eingestellten Lichtspektrum von außen. Das Ergebnis: Auf nur 0,15 m2 Fläche können 16 verschiedene Pflanzen angebaut werden – egal an welchem Standort, an 365 Tagen im Jahr und mit einem doppelt so schnellen Wachstum wie in einem herkömmlichen Garten. Indoor-Farmer müssen lediglich auf Hinweis des Gartens Wasser einfüllen und ernten. 

Grüner Daumen ist überflüssig 

„Die Idee zu einem autonomen Indoor-Garten entstand, als wir selbst in unserer Wohnung ohne Balkon in Pflanztöpfen Gemüse anbauen wollten und komplett gescheitert sind“, erklärt Yannic Hönle, einer der beiden Gründer von Myriad. Gemeinsam mit seiner Partnerin Miriam Martín González war er zu diesem Zeitpunkt für ein Projekt in der Raumfahrtindustrie tätig, das beide auf die Idee einer erdlosen vertikalen Farm brachte. Das Prinzip der Aeroponik, der Kultivierung von Pflanzen in nährstoffangereicherter Luft, das auch auf der internationalen Raumstation eingesetzt wird, wurde somit zur Basis für das Myriad-Konzept, das nun jeden zum erfolgreichen Selbstversorger machen kann. 

„Der Zeitaufwand liegt bei ungefähr fünf Minuten pro Woche, und zwar für das Ernten von frischen Tomaten oder Kräutern“, erklärt Miriam Martín González. „Mehr Aufwand ist nicht nötig, um das ganze Jahr über eigens angebautes Gemüse zu genießen. Der Garten übernimmt die ganze Arbeit.“ Im Gegensatz zu anderen vertikalen Farmen und smarten Gärten, die sich nur für Kräuter und Salate eignen, können mit dem autonomen Gardening-System Myriad auch Tomaten, Gurken, Radieschen und Zucchini angebaut werden. Gleichzeitig wird der Wasserverbrauch gegenüber herkömmlicher Landwirtschaft um bis zu 99 Prozent minimiert und dank der modernen LEDs verbraucht der Garten durchschnittlich nur 24 Watt pro Stunde. „Nicht zu vergessen der Geruch von frischen Kräutern oder Tomaten, den man zu jeder Jahreszeit in den eigenen vier Wänden genießen kann.“ 

Launch startet in Kürze 

Bei der Umsetzung ihrer Idee werden die Myriad-Gründer durch das Exist-Gründerstipendium unterstützt und entschieden sich für die Universität Bayreuth und dort für den Lehrstuhl Pflanzenphysiologie als Kooperations-Forschungseinrichtung. Auch das regionale Netzwerk und die überschaubare Größe der Gründerszene in Bayreuth, in dem man nicht eines von tausenden Start- ups ist, hat den Jungunternehmern nach eigener Aussage sehr geholfen, voranzukommen: „In Bayreuth herrscht gerade eine regelrechte Aufbruchstimmung in Sachen Start-ups, die wirklich ansteckend ist“, so Yannic Hönle. „Wirtschaftsförderung, Universität und Gründer arbeiten in Bayreuth und der ganzen Region eng zusammen – das ist für uns ein enormer Standortvorteil.“ 

Aktuell steht der Startschuss für die erste Produktionsserie des Myriad Gartens bevor. Interessenten können sich schon jetzt voranmelden, um sich einen der ersten autonomen Indoor-Gärten zu sichern. Als Dankeschön bekommen alle frühen Unterstützer kostenloses Saatgut für ein ganzes Jahr dazu. 

Mehr Infos unter www.myriadgarden.com.