Es gibt ein Tier namens Klippschliefer das unter anderem entlang der Mittelmeerküste in Libanon und Israel verbreitet ist und im Hebräischen Šāfān, Chafan oder Shaphan genannt wird. Die Abstammung bzw. die biologische Einteilung des Klippschliefers, der über den Daumen gepeilt einer Kreuzung zwischen einem übergrossen Meerschweinchen, einem fetten Kaninchen und einem Murmeltier am nächsten kommt, ist nicht wirklich restlos klar. 

Klar ist, dass der Hase in der Bibel bzw. in den Psalmen ein Übersetzungsfehler sein dürfte, denn im hebräischen Originaltext handelt es sich um den Klippschliefer.

Es. war Kirchenvater Sophronius Eusebius Hyronimus der im 4. Jahrhundert die Bibel aus dem Hebräischen bzw. aus dem Griechischen in Latein übersetzte. Den Šāfān übertrug er als Hasen. In Anbetracht der Fähigkeiten eines Hyronimus kann es sich wohl kaum um einen banalen Übersetzungsfehler gehandelt haben. In Europa existierte der Klippschliefer in freier Wildbahn nie, das Tier gab es schlicht und einfach nicht. Also musste es entweder als Tier bezeichnet werden, das die Schäfchen der Kirche erkennen konnten, oder schon Hyronimus kannte das Tier nicht und machte mangels Alternativen einen Hasen draus.

Martin Luther wiederum macht in seiner Übersetzung aus dem Lepus ein Caninculus also ein Caninchen.

Der Hase bzw. der Šāfān ist deshalb so wichtig, weil er im Psalm – Lob des Schöpfers oder Lobe den Schöpfer, vorkommt:

(…) Vier sind die Kleinsten auf Erden und doch klüger als die Weisen: die Ameisen – ein schwaches Volk, dennoch schaffen sie im Sommer ihre Speise, die Klippschliefer – ein Volk ohne Macht, dennoch bauen sie ihr Haus in den Felsen, die Heuschrecken – sie haben keinen König, dennoch ziehen sie aus in Ordnung, die Eidechse – man greift sie mit den Händen, und sie ist doch in der Könige Schlössern.

Was geschrieben steht, muss dann ja auch noch gedeutet werden: Das tat einer der Mit-Kirchenväter von Hyronimus, Ambrosius von Mailand. Er sah in dem Satz «die Klippschliefer – ein Volk ohne Macht, dennoch bauen sie ihr Haus in den Felsen» das Symbol für «Sie Bauen auf Christus» oder wie es in Matthäus 16,18 geschrieben steht: «Und ich sage dir auch: Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Gemeinde bauen, und die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen.» 

In der Folge wurde mitunter in der christlichen Kunst der Hase der eigentlich ein Klippschliefer hätte sein sollen wahlweise zum Symbol der Auferstehung, von Maria oder der Heiligen Dreifaltigkeit, letztere oft als optische Täuschung von drei dargestellten Hasen mit nur drei tatsächlich gemalten Ohren die aber dem Betrachter vorgaugelten, jeder Hase habe zwei Ohren.

In der Folge brauchte es noch ein paar würzige Priesen, z.B. Stories, Gedichte, Bilder und Vorfälle, um die Legende des eierlegenden Osterhasen zu festigen.

So schrieb der deutsche Botaniker und Mediziner Georg Franck von Franckenau aus Heidelberg 1682 eine Schilderung unter dem Titel «De ovis paschalibus – von Oster-Eyern» in der er beschreibt, wie die Eier aus dem Hasen ins Gras schlüpfen und bezeichnete dies als «Ova excludere». Dies war natürlich eine «Fabel, die man Einfältigen und Kindern aufbindet».

Hiernach kann aus «Mein Name ist Hase. Natur- und Kulturgeschichten eines beliebten Tieres» der Dichter und Pfarrer Eduard Mörike zitiert werden, der 1847 schrieb: «Sophisten und die Pfaffen stritten sich mit viel Geschrei: Was hat Gott zuerst erschaffen, wohl die Henne, wohl das Ei? - Wäre das so schwer zu lösen? Erstlich ward ein Ei erdacht, doch weil noch kein Huhn gewesen, Schatz, so hat s der Has gebracht».

Der Mär förderlich hinzu kommt der Umstand, dass der Hase ganz allgemein und seit jeher als Emblem der Fruchtbarkeit galt und als solches sowohl der griechischen Liebesgöttin Aphrodite als auch der Germanischen Fruchtbarkeits- oder Frühlingsgöttin Ostera zugeordnet werden – letztere entspringt allerdings dem Werk «Deutsche Mythologie» des Märchenerzählers Jacob Grimm der seine Annahme auf der Annahmen des Kirchenhistorikers Beda Venerabilis aus dem 8. Jahrhundert aufbaute und der eine Göttin namens Eostrae anführte deren «Inhalt» wiederum der Nordischen Freya – Göttin der Liebe und der Ehe entspricht. Der Name könnte einfach vom althochdeutschen Namen für April abgeleitet sein:  Ôstarmânôt. Jedenfalls ist am Rande auch zu erwähnen, dass der Hase meist das Begleittier der chinesischen Göttin des Mondes Chang’e ist.

Ein verbindendes Element könnte zudem auch sein, dass der Gründonnerstag für Gläubiger und Schuldner ein allgemein verbindlicher Zins-Termin und Abgabe-Tag darstellte. Bezahlt wurde früher vorderhand in Naturalien, also unter anderem auch mit Eiern und Kaninchen. 

Dann gab es ja früher in der Katholischen Kirche sozusagen als Fastenbrechen auch noch die Eierweihe, mit der das Ei nach dessen Fasten-bedingter Absenz zwischen Aschermittwoch und Ostern in den Nahrungsmittelpunkt «zurückgeholt» wurde. Da die Protestanten die Katholischen Bräuche ablehnten und sich distanzieren wollten, erfanden sie den Osterhasen als Eierlieferanten so eine andere – durchwegs plausible Geschichte, die jedoch lange Zeit regionale Variablen bot: In einigen Gegenden, z.B. im Emmental als Hort der Reformierten, legte der Kuckuck die Eier, manchmal der Storch und in einigen Gegenden Europas sogar der Fuchs. 

Last but noch Least: Es ist durchaus denkbar, dass die durchwegs heidnische Auffassung des Hasen als Mond-Tier (Der Mond als weibliches Pendant zum Sonnengott und damit die weibliche kraft symbolisierend) ebenfalls seinen Anteil an der Ostersymbolik hat: Ostern findet jeweils am ersten Sonntag des Frühlingsvollmondes statt.

Apropos Katholizismus - «dr Papscht het’s Späck Bsteck z’spot bstellt z’Spanie: Wer sich ein bisschen hineinliest in die Thematik, wird schnell über den Umstand stolpern, dass die Namensgebung Spaniens offenbar eben jener Verwechslung des Klippschliefers mit dem Hasen zugrunde liegt – nur über 1000 Jahre vorher. So besiedelten damals offenbar grosse Massen Wild-Kaninchen Spanien welche die Phönizier auf ihrer Seereise für Klippschliefer hielten und das Land I-Shapan also Schliefer bzw. im Land der Schliefer nannten. Aus I-Shapan machten die Römer dann Hispania. 

Quellen:
Luther Bibel
«Mein Name ist Hase. Natur- und Kulturgeschichten eines beliebten Tieres»
Wikipedia
www.bibleserver.com