Was bedeutet Osterlamm? Anders als beim kommerziell abgehandelten Osterhasen, der vermutlich auf einen Scherz eines Medizinprofessors im 15. Jahrhundert zurückzuführen sein dürfte, ist das Lamm ein eindeutig gläubiges Symbol im Alten und Neuen Testament.

Osterlamm

Ob jemand streng gläubig, dem Atheismus oder dem Agnostizismus zugetan ist: Bei all den im Detailhandel gedankenlos aufgetürmten Osterlämmern die ausschliesslich Kommerz- und Konsumterrorismus dienen, darf durchaus die Frage nach dem Sinn gestellt werden. Nachfolgend eine Schilderung, die nicht als Zelotismus, sondern als Versuch der Erklärung verstanden werden will.

Agnus Dei

Lamm Gottes heisst auf Lateinisch Agnus Dei. Mit den Worten Agnus Dei wird in der Regel eine Danksagung eröffnet, zum Beispiel beim Geben und Empfangen der Brot- und Weingabe, also bei der Heiligen Kommunion die den Leib und das Blut Jesus Christus symbolisieren. Der Sinn liegt darin, Jesus zu gedenken.

Auch Totenmessen werden mit Agnus Dei eröffnet: «Agnus Dei, qui tollis peccata mundi, miserere nobis» ober in der deutschen Fassung: «Lamm Gottes, du nimmst hinweg die Sünde der Welt, erbarme dich unser.»

Das Lamm, in welcher Bedeutung auch immer, zieht sich durch das gesamt Alte und Neue Testament hindurch. Angefangen in der Genesis, im 1. Buch Mose.

Nachdem Adam und Eva durch ihren Ungehorsam aus dem Paradies vertrieben wurden, bekamen sie mit Kain ihren ersten Sohn. Aber auch dieser brachte es mit der Gehorsamkeit nicht so auf die Reihe. Der zweite Sohn Abel war also der erste auf der Erde geborene Mensch, der Gott gegenüber Gehorsamkeit pflegte.

Das Opfer

Kain war Ackerbauer und er brachte Gott Feldfrüchte als Opfer dar. Sein jüngerer Bruder, der Schäfer Abel, opferte Erstlinge seiner Schafe, also Lämmer. «(...) und der Herr sah wohlgefällig auf Abel und sein Opfer, auf Kain aber und sein Opfer sah er nicht (...).»Kain schlug in der Folge Abel aus Missgunst, Eifersucht und Neid tot.

Als sich die Israeliten aus Sklaverei befreiten und aus Ägypten auszogen (2. Buch Mose), bestrichen sie auf Geheiss Gottes die Türpfosten mit dem Blut von Pessach-Lämmern als Schutzzeichen vor dem Todesengel. Die Praxis, ein Lamm zu schlachten ist in diesem Sinne ein Gedenken an das Heilshandeln von Gott.

Lamm Gottes

Im Johannes Evangelium des neuen Testaments wird bei der Taufe Jesu das Sinnbild klar: Johannes der Täufer zeigt auf Christus und sagt «(...) seht, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinwegnimmt (...)».

Des Weiteren fällt nach diesem Evangelium sowohl der Zeitpunkt des Abendmahls als auch die Kreuzigung auf das Datum der Schlachtung der Pessach-Lämmer und in Paulus Brief an Korinth wird Jesus als das Pessach-Lamm bezeichnet, das bereits geopfert ist. Dass dessen Blut zur Erlösung der Menschheit dienen wird, steht im 1. Brief des Petrus: (...) Ihr wisst ja, dass ihr nicht mit vergänglichen Dingen, mit Silber oder Gold, losgekauft worden seid von eurem nichtigen Wandel, der euch von den Vätern her überliefert war., sondern mit dem kostbaren Blute Christi als eines untadeligen und unbefleckten Lammes. (...)»

Ebenfalls an dieser Stelle wird auf die Verheiratung des Lammes verwiesen. Gemeint ist damit Jesus Christus, der die erlöste Menschheit als die seelige Braut mit nach Hause zu Gott bringt.

Die Bedeutung

Der Blick über diese rudimentäre Herleitungen ermöglicht das Erkennen von Bedeutungen des Osterlammes: Das Lamm ist das altüberlieferte Zeichen des Lebens sowie der Unschuld. Das weisse Fell seht für die innere, sündenfreie Reinheit. Es wird unschuldig für das Heil anderer geopfert. Jesus Christus, das reine Lamm Gottes stirbt unschuldig für die Schuld der Menschheit.

Es kann durchaus interpretiert werden, dass Gott die Schöpfung, insbesondere die des Menschen, als missglückt betrachtet. Er konstatiert, dass der Mensch anfällig für das Böse ist. Er versucht die Schöpfung und den Menschen auch zu ertränken, betraut dann aber doch Noah mit der Rettung.

Jesus als Gottes Sohn hat mit seinem Opfertod die Sünden der Menschheit auf sich geladen. Er hat den Sieg über die Sünde herbeigeführt und die Versöhnung zwischen Gott und der Missglückten Schöpfung ermöglicht.

Das Brot bzw. der Kuchen in Form eines Lammes zu Ostern oder der Lammbraten ist also das Symbol für das Opfer und die Auferstehung.

Quelle: Reformierte Bibel / Studienbiebel - Neues Testament, Brockhaus, SCM Verlag.