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  Kommentar: «Massive Hygienemängel in Schweizer Spitälern» und 300 Tote wegen Multiresistenter Keime. Und was ist laut Konsumentenschutz und Kantonschemiker am tödlichsten? Die defekte Kühlschrankdichtung der Restaurant-Küche?

Konstantieren wir: Während Wirt:innen und Restaurants, Köch:innen und Küchen lückenlos von Kantonchemikern überwacht, gebüsst, mitunter wegen Nichtigkeiten richtiggehend schikaniert, können offenbar Spitäler nahezu unbehelligt ihr mangelhaft sterilisiertes Operationsbesteck in jede Wunde stecken. Der entsprechende Bericht von Swissmedics, der gerade durch die Presse geht, ist gelinde gesagt haarsträubend. Leben wir eigentlich in der Schweiz oder in einem Drittweltland?

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Kommentar: Romeo Brodmann |  Bild: Unsplash, Beth Macdonald
Von Gloria Helvetia Brodmann Cigars bis Bier-Brauerei auf LEEK.ch.
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Schon Restaurants mit geringen Hygienemängeln werden in der Öffentlichkeit in Globo als Grüsel-Wirte verunglimpft. Doch die Swissmedic weigert sich, Spitäler mit Hygienemängel zu benennen. Das ist verheerend: Swissmedic schafft damit einerseits einen Generalverdacht über alle Spitäler hinweg und andererseits ist es auch eine deftige Ungerechtigkeit der gesamten, lückenlos kontrollierten und massgeregelten Gastronomie-Branche.

Der Bericht von Swissmedics schockiert. Insbesondere offenbart dieser «von heute auf morgen» gravierende Hygienemängel – z.B. kaum sterilisiertes Operationsbesteck. Bei all den Multiresistenten Keimen bedeutet dies für Patienten russisches Roulette. Niemand weiss, auf wessen OP-Tisch man sich legt. Grüsel-Spital oder nicht?

Von heute auf morgen? Das würde bedeuten, dass die Spitäler lange nicht oder nur lückenhaft kontrolliert wurden. Stimmt auch – während der Corona-Pandemie wurden die Kontrollen ausgesetzt und erst ab Ende 2020 wieder langsam hochgefahren. Und davor? Hat man offensichtlich beflissen weggeschaut. Dafür haben die Kantonalen Labore in gewohnter Manier systematisch die Küchen der Gastronomie nach defekten Kühlschrankdichtungen und nicht geschlossenen Bohrlöchern in gefliesten Wänden abgesucht. Und es hat Bussen gehagelt.

Nun, die meisten Schweizer:innen dachten, in der Schweiz sei man medizinisch gut aufgehoben, die Spitäler im internationalen Vergleich sehrt gut und intakt. Dabei haben wir jetzt den ungewaschenen Drittweltsalat. Und es dämmert den Menschen, weshalb eben auch soviele Menschen an Multiresistenten Erregern (MRE) erkranken und sterben.

Beispielsweise bezifferte eine internationale Experten-Gruppe im Fachmagazin «The Lancet» die Toten aufgrund einer Infektion mit MRE im Jahr 2019 Weltweit (204 Länder) auf ca. 1.2 Millionen. Zusätzlich standen 4.95 Millionen Todesfälle in Verbindung mit antibiotikaresistenten Keimen. Das Schweizerische Zentrum für Antibiotikaresistenz geht von jährlich 300 Todesfällen in der Schweiz aus.

 Aber eben, welche Kliniken die Regeln sträflich missachten und wo man sich die MRE holt, will das Heilmittelinstitut nicht bekannt geben.

Dafür geht es in der Gastronomie munter weiter: Und täglich grüsst das Murmeltier. Die Kantonalen Labore lassen ihre Berichte zur Hygiene der Gastronomie mithilfe der Boulvardpresse und unter dem Generalverdacht «Grüsel-Wirte» wieder erscheinen und irgendwelche bescheuerten Konsumentenorganisationen fordern immer noch Hygienepranger für die Wirte, welche die defekte Kühlschrankdichtung noch nicht ersetzt haben.

Nimmt mich nur wunder, wann der letzte Mensch in einem Schweizer Restaurant gestorben ist.

 

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Aus der Presse:

Bericht: Massive Hygienemängel in Schweizer Spitälern (Medi Inside)
Bei Inspektionen stellte Swissmedic in fast allen inspizierten Spitälern erhebliche Mängel bei der Sterilisation fest. Das Heilmittelinstitut empfiehlt eine Verbesserung des Qualitätsmanagements.

Note «ungenügend»: Bericht deckt gravierende Hygienemängel in Schweizer Spitälern auf (Zeitung am Sonntag / Aargauer Zeitung)
Die Spitalinspektionen des Heilmittelinstituts Swissmedic ergeben ein miserables Bild: Kaum ein Spital erfüllt die gesetzlichen Vorgaben punkto Sterilisation und Instandhaltung. Was bedeutet dies für die Sicherheit der Patientinnen und Patienten?