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  Meinung| Brodmann schnauzt: Die Hotelfachschule Zürich ist am Ende. Es war auch mein Belvoirpark. Gopferdelli.

Ich nicht ganz überrascht, aber richtiggehend wütend. Nicht zuletzt darauf, dass ich recht behielt. Die Meldung stand hier im Blick und wurde von Schule und Verband bestätigt.

Ich darf das jetzt hier schon sagen. Man hat mein Vertrauen in die Institution 2015 als Vizedirektor von GastroSuisse bedauerlicherweise nicht erwidert, im Gegenteil. Ich erhielt damals den offiziellen Auftrag, eine inoffizielle sprich anonyme Situationsanalyse zur Hotelfachschule zu treuen Händen zu erstellen. Meine Einschätzung damals, um es auf einen Satz zu reduzieren: Patriarchat abschaffen (patriarchale Führung einer Hotelfachschule 2015, man stelle sich das mal vor), den Wandel ernst nehmen und verstehen und die Veränderungsprozesse angehen. 

 

Genau das hat die EHL in Lausanne getan. Weil die HotellerieSuisse LOSGELASSEN hat. Die Schule konnte sich am Markt und mit dem Wandel frei entwickeln.

In Zürich? Ich meine, wenn eine Direktion mehrfach ausgetauscht wird, das Restaurant als einstiger Goldesel geschlossen wird, das strategische Gremium ins Operative pfuscht und mit einem Namens- und Logowechsel versucht wird, die Krise abwenden zu können, ist das meistens ein Zeichen dafür, dass versucht wird, tieferliegende Probleme zu überdecken, anstatt sich mit den notwendigen strukturellen Veränderungen auseinanderzusetzen. Solche kosmetischen Lösungen sind selten nachhaltig und können das Vertrauen von Kunden, Investoren und Partnern weiter untergraben. Genau das ist in Zürich im Belvoirpark passiert. Leider.

Einst gingen 30'000 Menschen auf dem Werksgelände des marktführenden Unterhaltungselektronikunternehmens Grundig ein und aus. Sie verpassten ab 1995 den Wandel, schlitterten 2003 in die Insolvenz. Heute gehört die Marke der Beko Germany GmbH und wird von einer kleinen Marketingabteilung verwaltet.

Strukturwandel im marktwirtschaftlichen Kontext bezieht sich auf grundlegende und dauerhafte Veränderungen in der Wirtschaft. Neue Technologien, neue Wettbewerbs-Situationen, gesellschaftliche Trends etc. beeinflussen solche Wandel. Unternehmen müssen sich anpassen, um relevant zu bleiben.

Wenn Unternehmen den Wandel ignorieren oder komplett falsch einschätzen, riskieren sie, von der Konkurrenz überholt zu werden, Marktanteile zu verlieren und letztendlich irrelevant zu werden.

Blockbuster scheiterte, weil sie das Potenzial des Online-Streamings nicht erkannten und von Netflix überholt wurden. Kodak ging den Übergang zur Digitalfotografie komplett falsch an und verlor gegen Canon, Nikon und Fujifilm. Nokia glaubte offiziell nicht an Touchscreen und Smartphone. Der damalige Weltmarkführer hat praktische alle Markanteile verloren und fristet seither ein Nischendasein.

Die Hotelfachschule Belvoirpark in Zürich hat sich starrköpfig gegen jeden Wandel, dem die eigene Branche laufend unterworfen ist, gesperrt. Dafür hat man sich sogar wortwörtlich die Füsse am See in Beton gegossen. Der Bau bleibt, die Schule ist weggewandelt.

Es war auch meine Schule. Gopferdellisiech.