Meinungen von Leser*innen: Toll, dass Das Pauli Magazin Umweltthemen aufgreift. Der Titel reizt mich allerdings zum Widerspruch: Das Rind ist keine «Umweltsau».
Das Pauli Magazin: «Clean Meat? Das Rind ist eine Umweltsau, Kunstfleisch aber auch. Noch.» Priska Baur von Institut für Umwelt und Natürliche Ressourcen ZHAW widerspricht. Zur recht.
Das Image der Rindviehproduktion ist zu Unrecht so schlecht, ebenso wie das Image der Chicken-Produktion fälschlicherweise so gut ist. Rinder sind Wiederkäuer und können von Raufutter, d.h. von Wiesen- und Weidefutter leben, im Unterschied zum Menschen und im Unterschied zu Schweinen und Geflügel (sogenannten Monogastriern). Oder vielmehr könnten es die Rinder, wenn sie nicht von den Menschen so auf Leistung gezüchtet worden wären, dass sie nun eben Kraftfutter brauchen, um gesund zu bleiben.
Eine Umweltsau ist nur der Mensch – oder nein, eigentlich ist das eine Beleidigung für die Sau, die nichts dafür kann, was die Menschen mit ihr anrichten.
Das Thema, wie wir Menschen uns ressourcen-, umwelt- und tierschonend und dabei genussvoll und gesund ernähren können, treibt auch mich schon viele Jahre um. Und motiviert mich für meine Forschung. Nachfolgend die Links zu einem kleineren Forschungsprojekt zum Thema, das wir vor zwei Jahren für Greenpeace Schweiz gemacht haben, sowie zu einem grösseren Forschungsprojekt, das 2016-2018 vom Schweizerischen Nationalfonds (SNF) gefördert wurde. Daraus haben wir einiges veröffentlicht, weitere Ergebnisse sind noch in der Pipeline:
Greenpeace-Projekt «Top-Landwirtschaft»
Es gibt viele falsche Vorstellungen über die Zusammenhänge zwischen Tierproduktion, Ernährung und Umwelt. Und diese falschen Vorstellungen sind ein wichtiger Grund, dass sich wenig ändert.
Wir Menschen sind als «Allesfresser» ja unglaublich anpassungsfähig: Je nach vorhandenen Ressourcen und kultureller Entwicklung haben sich in der Menschheitsgeschichte in den verschiedenen Weltregionen sehr unterschiedliche Essgewohnheiten entwickelt.
Ich vermute, dass wir uns in der Gastronomie immer noch am europäischen Adel und ihren Essgewohnheiten in den vergangenen Jahrhunderten orientieren: Wenn wir den Quellen vertrauen, so haben die Könige, Fürsten und Adligen sehr grosse Mengen von tierischen Nahrungsmitteln gegessen, Fleisch, Geflügel, Fisch, Eier und Milchprodukte bei allen Mahlzeiten. Bis vor wenigen Jahrzehnten war klar: Wer es sich leisten konnte, ass (so ungesund) wie früher die Adligen. Gegenwärtig ist in den wohlhabenden Ländern eine Veränderung oder sogar Umkehrung zu erkennen: Je grösser der Wohlstand, je höher die Bildung, desto mehr zählen die Gesundheit und evtl. auch andere Werte (Umwelt, Tiere, andere Menschen) und desto eher ist ein moderater Fleischkonsum zu beobachten. Mit den bekannten Unterschieden zwischen Frauen und Männern.