POLITIK | BERUFSBILDUNG: Das Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) hielt eine Pressekonferenz zur Abschaffung der Abschlussprüfung ab – DAS PAULI MAGAZIN wurde nicht zugelassen.
«Die Kontroverse hat uns überfahren» titelte die Neue Zürcher Zeitung NZZ mit der Aussage des SBFI an der Pressekonferenz zur (Nicht-)Abschaffung der Abschlussprüfung.
Text: Romeo Brodmann | Bild: Unsplash, Kompetitive Insight
Ein oft nicht gerade leise geäusserter Vorwurf lautet, dass sich das Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) mit Reformen der dualen Berufsbildung in der Schweiz über die Köpfe der verschiedenen Gewerbe hinwegsetzt.
Nicht wenige Kritiker, darunter Lehrpersonen und Politiker, argumentieren, dass die Umgestaltungen des SBFI von Theoretikern und Beamten vorangetrieben werden, ohne ausreichend auf die praktischen Erfahrungen und Bedürfnisse der Ausbildner einzugehen. Dies führt zu Bedenken, dass die Erneuerungen die Praxisnähe und die Qualität der dualen Berufsbildung beeinträchtigen werde.
Jüngst sah sich das SBFI zusätzlich scharfer Kritik ausgesetzt, als das Amt die Abschaffung der schriftlichen Abschlussprüfung in der Berufsbildung plante. Dem SBFI wird vorgeworfen, die Reformen ohne ausreichende Berücksichtigung der praktischen Erfahrungen und Bedürfnisse der Ausbildner voranzutreiben. Zudem wird dem SBFI unterstellt, bei der Auswertung der Stellungnahmen von Verbänden, Kantonen und Parteien nicht sauber gearbeitet zu haben, da mehrere Organisationen nicht korrekt als Gegner der Abschaffung angehört wurden
Diese Kritikpunkte führten letztlich dazu, dass das SBFI die geplante Abschaffung der schriftlichen Berufsprüfung zurückzog und den Kantonen die Entscheidung überlässt. Doch auch dieser Entschluss, den Kantonen die Wahl zwischen schriftlichen und mündlichen Prüfungen zu überlassen, wird bereits bemängelt. Es wird befürchtet, dass dies zu ungleichen Prüfungsstandards führen könnte, was es in logischer Konsequenz auch wird.
Wie dem auch sei, die entsprechende Medienkonferenz des SBFI hatte für DAS PAULI MAGAZIN einen bitteren Nachgeschmack. Die Einladung zur Pressekonferenz im Medienzentrum des Bundeshauses vom 28. Februar 2025 wurde am 26. Februar ausschliesslich für im Bundeshaus akkreditierte Medien anberaumt. Die Einladung kam auf Umwegen in die Redaktion, also wurde die entsprechende Akkreditierung bei der offiziellen Bundeshausstelle am 27. Januar 8.15 Uhr angefordert. Antwort kam an diesem Tag keine, auch nicht auf die zusätzliche Email-Anfrage, die an die in der Medieneinladung angegebene EMail-Adresse medien@sbfi.admin.ch adressiert war.
Am 28. Februrar kam dann um 9.25 Uhr von noreply@parl.admin.ch aus dem Bundheshaus folgende Nachricht: «Ihrem Gesuch wurde nicht stattgegeben. Sie erfüllen die Voraussetzungen für eine Akkreditierung im Parlamentgebäude nicht.» 41 Minuten später um 10.06 Uhr kam dann doch noch eine Email von der Medienstelle des SBFIs, « (…) bitte entschuldigen Sie, dass die Akkreditierung nicht rechtzeitig klappte (…)», im Anhang die Medienmitteilung (hier verlinkt). Ja, das ist in der Tat bedauerlich, dass DAS PAULI MAGAZIN nicht teilnehmen durfte, die Redaktion hätten einige Fragen gehabt.
Dass ein Schweizer Fachverlag für das Berufshandwerk mit Schweizer Journalisten die Auflagen für eine Akkreditierung im Medienzentrum des Bundeshauses für eine Pressekonferenz rund um die Handwerksausbildung nicht erfüllt, ist schwer zu goutieren, lässt sich allerdings in das Kuriositätenkabinett von Missständen einordnen, die sich im Bundeshaus gerade ansammeln.
Da DAS PAULI MAGAZIN an der Medienkonferenz nicht teilnehmen und damit die Stimmung nicht einfangen konnte, wird hier auf den Artikel in der NZZ verlinkt:
Eigentlich plante das Staatssekretariat für Bildung eine breit abgestützte Reform. Doch es unterschätzte die Stimmung in Teilen der Basis sowie im Parlament. Nun hat es justiert. Im letzten Moment habe man eine weitere verfehlte Bildungsreform stoppen können, schrieb die FDP am Freitag in einer Mitteilung. Der Bundesrat sei eingeknickt, die schriftliche Abschlussprüfung für Lehrlinge werde nun doch nicht abgeschafft. Das Staatssekretariat für Bildung (SBFI), das besagte Reform angestossen hatte, sprach gleichentags vor den Medien hingegen von einem Kompromiss. Es wollte vermeiden, als Verlierer zu gelten.