STERNE UND SCHATTEN: Schweizer 2-Sterne-Gastronomie bei Guide Michelin im Aufwind. Der neue Gastroführer ist erschienen. Neue Sterne, Bib Gourmands und Sonderpreise.
«145 Sternerestaurants: Niveau in der Schweizer Gastro-Szene wächst» – so lautet der Satz aus der Michelin-Pressemitteilung, der klingt, als hätte ihn ein Praktikant aus Versailles formuliert. Die Botschaft: nett gemeint, aber komplett daneben. Denn wer die Sterne pro Kopf rechnet, kommt nicht darum herum zu konstatieren: Die Schweiz spielt längst in einer eigenen Liga. Mit 16,1 Michelin-Sterne-Restaurants pro Million Einwohner. Wie dem auch sei, es braucht den Guide Michelin – gerade in einer Zeit, in der jeder hungrige Algorithmus Kritiker spielt, ist echte, handwerkliche Bewertung kostbar und verdient Respekt.
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Text: Romeo Brodmann, Medienmitteilung Guide Michelin | Bild: zVg, Guide Michelin
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Die Liste der Michelin Sterne Restaurants finden Sie hier: DIE STERNELISTE: Die MICHELIN Sterne Restaurants Schweiz 2025.
In der Schweiz gilt der Gault Millau ganz klar als wichtiger, nahbarer und detaillierter Leitfaden für alle, die sich in und durch die Gastronomie bewegen wollen. Der Guide Michelin, weltweit sonst der Taktgeber bei Gastrobewertungen, hat hierzulande einen schweren Stand. Das hängt schon auch mit dieser royalen Pariser Überheblichkeit zusammen, die sich in Pressemitteilungen wie untenstehender zeigt: «145 Sternerestaurants: Niveau in der Schweizer Gastro-Szene wächst». Solche Aussagen suggerieren, als seien Schweizer Gastronomen kulinarische Bettler – als wäre schon der Bodensatz einer Weinflasche ein Höhenflug. Jemand meinte lapidar, Deutschland habe zum Beispiel halt über 300 Sternerestaurants, Frankreich mehr als 600, und die Schweiz eben nur 145.
Nur? Rechnet man das auf die Einwohnerzahl um, hat Deutschland 3,6 Sterne pro Million, Frankreich 9,4 – und die Schweiz kommt auf beeindruckende 16,1. Also machen wir die Augen zu, falten die Hände und gehen in uns, während wir diesen Satz in seinen Kontext setzen: «Niveau in der Schweizer Gastro-Szene wächst.»
Dieses französische Sonnenkönig-Pathos mit Krönchen-Attitüde ist dabei alles andere als hilfreich. 2018, kaum war Paul Bocuse unter der Erde, entzog man seinem Restaurant L’Auberge du Pont de Collonges in Collonges-au-Mont-d’Or den dritten Stern. Es wäre ein einfaches gewesen, dieses gemeinsam mit dem Institut Paul Bocuse als kulinarisches Erbe zu bewahren – statt es schlicht von Sternen zu befreien.
Fettnäpfe scheinen mitunter eine Spezialität des Hauses zu sein – besonders in den letzten zwei Jahren. Da gab es zum Beispiel den Ex-Tester Pascal Rémy, der in seinem Buch L'Inspecteur se met à table behauptete, die Sterne würden eher nach Sympathie als nach Geschmack verteilt. Dann die Vorwürfe wegen Sexismus, weil Frauen in der Sternewelt offenbar immer noch zu kurz kommen. Spitzenkoch Marc Veyrat reagierte auf seine Herabstufung mit einem ganz besonderen Stinkefinger: Er verbannte die Inspektoren kurzerhand aus seinem neuen Restaurant. In Japan verschwanden plötzlich Top-Restaurants von der Liste – ganz ohne Erklärung, was zu wilden Spekulationen führte. Und natürlich wird hinter vorgehaltener Hand gemunkelt, dass manch ein Restaurant seinen Stern vielleicht auch mit ein bisschen Extrawurst verdient hat. Ganz schön viel Drama für einen Restaurantführer, der eigentlich nur gutes Essen bewerten wollte.
Aber – und das muss ganz besonders hervorgehoben und über alle Kritik gestellt werden – gerade in dieser Je-Ka-Mi-Zeit der Volldigitalisierung und Social Media ist es umso wichtiger, dass unabhängige Medien wie der Guide Michelin und Gault Millau den Mut haben, zu bewerten und dafür auch Kritik und Zorn auf sich zu ziehen. Dafür und für ihre Arbeit darf man dankbar sein, denn heute ist für Lesende nichts wichtiger als eine klare Referenz. Wer will schon diesen Fakefluencern auf Tripadwiser glauben schenken.
Nachfolgend die unveränderte Pressemeldung von Guide Michelin.
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Pressemitteilung Guide Michelin 2025, 20.10.2025
- Drei neue 2-Sterne-Restaurants: IGNIV by Andreas Caminada, Ecco und Gilles Varone
- Vier 3-Sterne-Restaurants des Vorjahres bestätigt
- 145 Sternerestaurants: Niveau in der Schweizer Gastro-Szene wächst
Michelin hat heute die Restaurantauswahl des Guide MICHELIN Schweiz 2025 veröffentlicht. Die Zeremonie fand an der EHL Hospitality Business School in Lausanne statt. „Von insgesamt 145 Sternerestaurants dieser Selektion sind 114 mit einem, 27 mit zwei und vier mit drei Sternen ausgezeichnet. Individuell von Küchenchefs und zugleich Eigentümer*innen betriebene Restaurants präsentieren spannende Konzepte, die auf respektvollen Umgang mit Produkten und Ressourcen sowie ausgesuchte Qualität setzen“, lobt Gwendal Poullennec, internationaler Direktor des Guide MICHELIN das bemerkenswerte Niveau der Schweizer Gastronomie, das sich in diesem Jahr durch einen Zuwachs an Sternen hervortut.
Störe aus Frutigen, Lachs aus Lostallo, Shrimps aus heimischen Salzwasserbecken, kleine Forellen- und Saiblings-Züchter, Bio-Lamm aus dem Engadin, Geflügel aus Freilandhaltung oder auch verantwortungsvoll produziertes Rapsöl: Mit zunehmendem Fokus auf Regionalität und Saisonalität fördern die Küchenchefs und Restaurantbetreiber*innen die umweltbewusste Gastronomie im Land. Auffallend sind auch die vielen Restaurants mit Mittagsangeboten, die sich grosser Beliebtheit erfreuen. Auch traditionsreiche Adressen werden unter neuer Leitung und in neuem Glanz erfolgreich fortgeführt wie Le Pont de Brent (Brent) und Talvo (Sankt Moritz). Daneben bleibt der Trend zu niveauvollen modernen Counter-Restaurants weiter bestehen. So gesellen sich zu den bereits empfohlenen Sternerestaurants The Counter (Zürich) und Birdy‘s by Achtien – The Nest (Brunnen) in der diesjährigen Selektion neue Sterne wie das Minamo (Luzern) und das Rosmarin (Lenzburg). „Auch in Sachen Digitalisierung geht die Schweizer Gastronomie mit der Zeit: Online-Reservierung und optimierte Abläufe kommen dem Gast zugute. Entdecken Sie grossartige Restaurants und Gasthäuser, Bistros und Brasserien, die in den Städten wie auch auf dem Land mit gelebter Gastlichkeit beeindrucken“, so Poullennec.
Gastro-Spitze bestätigt: vier Restaurants mit drei MICHELIN Sternen
Die neue Schweizer Selektion verzeichnet weiterhin eine tolle Gastro-Spitze. So haben alle vier 3-Sterne-Restaurants ihre Vorjahres-Auszeichnung bestätigt. Zu den absoluten Top-Adressen des Landes gehören das Memories im Grand Resort Bad Ragaz (SG) mit dem Team um Sven Wassmer, das Cheval Blanc by Peter Knogl in Basel (BS) mit Peter Knogl als Küchenchef, das Restaurant de l'Hôtel de Ville in Crissier (VD), in dem Franck Giovannini am Herd Regie führt sowie Schloss Schauenstein in Fürstenau (GR) mit Andreas Caminada und Marcel Skibba als Küchenchefs.
Drei neue 2-Sterne-Restaurants
Unter den 27 Restaurants mit zwei MICHELIN Sternen finden sich drei neue. Im Restaurant IGNIV by Andreas Caminada in Andermatt (UR) zeigt der junge Küchenchef Valentin Sträuli – Caminada-Schüler und zuletzt im Schloss Schauenstein tätig – eine hervorragende Leistung. Seine mit eigenen Ideen gespickte „Sharing Experience“ von Caminada brachte dem neu in die Selektion aufgenommenen Restaurant auf Anhieb zwei Sterne ein. Auch dem Ecco im Hotel Giardino in Ascona (TI) ist der Sprung von null auf zwei Sterne gelungen. Verantwortlich dafür ist Reto Brändli, der sich bereits im Berliner Lorenz Adlon Esszimmer einen Namen machte und nun hier auf Basis erstklassiger Zutaten eine grossartige und stimmige Verbindung aus Klassik und Moderne schafft. In Savièse (TI) konnte sich das Restaurant Gilles Varone von einem auf zwei Sterne steigern. Der namengebende Patron und Küchenchef glänzt mit einer präzisen und angenehm schnörkellosen Küche, die auf saisonale Schweizer Produkte setzt.
18 neue Restaurants mit einem Stern
Der Schweizer MICHELIN Guide 2025 zeichnet 18 Restaurants neu mit einem Stern aus. Insgesamt zählt die Selektion 114 1-Stern-Restaurants. Zu erwähnen sei unter den Neuzugängen das Restaurant LA in Basel (BS), in dem Patron Matthieu Judenne mit seiner modern-saisonalen und aufs Wesentliche reduzierten Küche in Form eines Überraschungsmenüs überzeugt. Ebenso interessant ist das Le Pont de Brent in Brent (VD) mitJoeffry Fraiche als neuem Betreiber und Chef am Herd. Schon kurz nach der Übernahme des Traditionshauses wird die regional-saisonal geprägte Küche für ihre gekonnte Verbindung von klassischem Handwerk und modernen Ideen direkt mit einem Stern gewürdigt. Im Restaurant Fiescherblickin Grindelwald (BE) bieten Küchenchef Aurélien Mettler und sein Team ein modern-saisonales „Chef's Choice“, bei dem man Wert auf regionale Produkte legt. In Lugano (TI) ist das Felix Lo Basso Restaurant einen Besuch wert: Für die mediterran beeinflusste, kreative Küche auf Sterneniveau sorgt Felice Lo Basso, der tolle Produkte ohne Showeffekte in den Mittelpunkt stellt. Im Corso in St. Gallen (SG) bringt Inhaber und Küchenchef Markus Schenk mit saisonalen Zutaten ausdrucksstark und unkompliziert die Alpenregion auf den Teller und hat sich damit in die Liga der 1-Stern-Restaurants gekocht. Aufmerksamkeit verdient auch das Talvo St. Moritz (GR). Hier folgte Kevin Fernandez auf Martin Dalsass und knüpfte an dessen langjährigen Erfolg an. Seine auf ausgewählten Produkten basierende mediterrane Küche verbindet klassischen Stil mit eigenen Ideen und bescherte dem traditionsreichen Restaurant auf Anhieb einen Stern.
Drei Gewinner*innen bei den MICHELIN Special Awards
In diesem Jahr vergab der Guide MICHELIN Schweiz drei Awards für besondere Leistung im Service, als Young Chef und als Sommelier. Den MICHELIN Service Award, präsentiert von Pernod Ricard, erhält Nadine Baumgartner aus dem in diesem Jahr für die kreative Küche von Oscar de Matos neu mit einem MICHELIN Stern ausgezeichneten Restaurant de MATOS in Luzern. Geehrt wird sie damit für ihre sympathisch-charmante und zugleich professionelle Gästebetreuung. Mit dem von Blancpain vergebenen MICHELIN Young Chef Award wird Benjamin Geisser gewürdigt, der im Restaurant Soleil d’Or by David Geisser in St. Gallen in noch jungen Jahren mit aufwändiger und durchdachter Küche auf Sternniveau begeistert. Charline Pichon heisst die Gewinnerin des diesjährigen MICHELIN Sommelier Awards, der von Swiss Wine vergeben wurde. Die Chef-Sommelière des berühmten Restaurant de l’Hôtel de Ville in Crissier glänzt mit fundiertem Weinwissen sowie Herzlichkeit und sorgt für die ideale Begleitung zur 3-Sterne-Küche von Franck Giovannini.
Fünf Restaurants neu mit Bib Gourmand ausgezeichnet
In der diesjährigen Selektion würdigt der Guide MICHELIN fünf Restaurants neu mit dem Bib Gourmand. Insgesamt zählt die Selektion 104 Adressen mit der beliebten Auszeichnung. Den Bib Gourmand erhalten Restaurants, die ein besonders gutes Preis-Leistungs-Verhältnis bieten und ihre Gäste mit schmackhafter, budgetfreundlicher und zugleich niveauvoller Küche erfreuen, die oft regional beeinflusst ist. Die Neuzugänge heissen Le Dorian in Genf (GE), Au Vieux Nendaz in Haute-Nendaz (VS), Château Attisholz – Brasserie la Source in Riedholz (SO), La Scarpetta in St. Moritz (GR) und Freilager La Trattoria in Zürich (ZH).
Der Guide MICHELIN Schweiz 2025 auf einen Blick
(Insgesamt 544 Restaurantempfehlungen von den MICHELIN Inspektor*innen)
- 4 Restaurants mit drei Sternen
- 27 Restaurants mit zwei Sternen (davon 3 neu)
- 114 Restaurants mit einem Stern (davon 18 neu)
- 104 Restaurants mit Bib Gourmand (davon 5 neu)
Die komplette Restaurantübersicht für die Schweiz ist im MICHELIN Newsroom sowie kostenlos auf der Website und App des Guide MICHELIN verfügbar.
Neben der Restaurantselektion bietet der Guide MICHELIN auch eine sorgfältig zusammengestellte Hotelauswahl mit einzigartigen Unterkünften in der Schweiz und auf der ganzen Welt. Als Neuigkeit wurde 2024 der MICHELIN Key eingeführt, eine Auszeichnung für Hotels. Wie die MICHELIN Sterne die besten Restaurants der Welt feiern, kennzeichnen die MICHELIN Keys die bemerkenswertesten Unterkünfte des Guide. Alle unsere Hotels zeichnen sich durch ihr Design, ihre Architektur, ihren Service und ihre Persönlichkeit aus - der MICHELIN Key steht für absolut außergewöhnliche Erlebnisse in unserer Auswahl. Jedes Hotel kann direkt über die Website und die App des Guide MICHELIN gebucht werden.
Nach der ersten Selektion von Key-Hotels veröffentlichte der Guide MICHELIN in einem nächsten grossen Schritt am 8. Oktober seine erste weltweite Key-Hotel-Auswahl. In der Schweiz erhielten 50 Hotels einen Key, 32 Hotels zwei Keys und neun Hotels drei Keys. Darüber hinaus wurden die herausragendsten Hotels der Welt für besondere Exzellenz in bestimmten Bereichen der Hotellerie mit vier Special Awards gewürdigt. Der MICHELIN Architektur und Design Award ging an das Atlantis the Royal in Dubai in den Vereinigten Arabischen Emiraten, der MICHELIN Wellness Award an das Bürgenstock Resort in Bürgenstock in der Schweiz, der MICHELIN Local Gateway Award an La Fiermontina Ocean in Larache in Marokko und der MICHELIN Opening of the Year Award an The Burman Hotel in Tallinn in Estland.
Der Guide MICHELIN ist ein Massstab für die Gastronomie. Jetzt setzt er einen neuen Standard für Hotels.
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Über Michelin
Michelin hat den Anspruch, die Mobilität seiner Kunden nachhaltig zu verbessern und einer der weltweit führenden Hersteller von Verbundwerkstoffen zu werden. Als Pionier bei der Entwicklung von technischen Materialien und mit mehr als 130 Jahren Erfahrung ist die Michelin Gruppe in einer exzellenten Position, um einen entscheidenden Beitrag zum Fortschritt und einer nachhaltigeren Welt zu schaffen.
Basierend auf seinem Know-how bei Polymer-Verbundwerkstoffen entwickelt Michelin Innovationen für hochwertige Reifen und Komponenten in unterschiedlichen Anwendungsbereichen wie Mobilität, Bauwesen, Luftfahrt, emissionsarme Energien oder Gesundheitswesen. Mit weiteren Angeboten ermöglicht Michelin seinen Kunden einzigartige Reiseerlebnisse.
Das Unternehmen mit Hauptsitz im französischen Clermont-Ferrand beschäftigt weltweit 129.800 Mitarbeiter*innen, davon 6.000 in der Forschung und Entwicklung. Michelin betreibt 86 Werke für die Reifenherstellung und 45 Produktionsstätten für Hightech-Materialien.
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