Erich Büchler: Lohnen sich Restaurationsmitarbeitende oder können sie durch Serviceroboter ersetzt werden?
Gabriel: Der Mitarbeitende steht immer an erster Stelle. Das Essen und Trinken wird noch lange – nebst dem Ernähren – mit Emotionen verbunden sein. Es gibt Nischen, wo es angebracht ist, den Gast von Automaten bedienen zu lassen. Solange das Essen und Trinken mit Emotionen gleichgestellt wird, hat der Serviceroboter keine Chance sich durchzusetzen. Ein Mensch kann begeistern, motivieren und beraten. Da wird es für den Serviceroboter schwierig sein, mitzuhalten. An allem, was nicht System hat, scheitert der Roboter und der Gast ist enttäuscht. Da stirbt dann auch die Begeisterung vom romantischen Essen oder vom aufmerksamen Servicemitarbeitenden, der beispielsweise die Gabel austauscht, die auf den Boden gefallen ist.
Büchler: Welchen Einfluss hat die digitale Welt auf den Restaurationsberuf ?
Gabriel: Die Gastronomie muss mit dem technologischen Fortschritt mithalten. Denn wenn wir nicht auf den Zug aufspringen, müssen wir auf den nächsten warten. Und so verpassen wir viele Chancen. Bestellhilfen mit Tablet oder Smartphone finden den Weg in den Service. Durch diese Unterstützung bleibt mehr Zeit für den Gast. Auch die Tischreservation per Internet schafft Freiräume, die der Mitarbeitende für den Kunden optimal einsetzen kann.
Büchler: Was bedeutet für Sie ein angenehmer Service?
Gabriel: Ein Servicemitarbeitender muss die Gabe mitbringen, in Sekunden zu entscheiden, was der Gast erwartet. Braucht er Unterhaltung oder möchte er mit seiner Begleitung einen diskreten Service geniessen? Ist der Servicemitarbeitende zu aufmerksam zur Frau des Gastes, kann dies zu Spannungen führen. Oder: wenn die Kinder bedient sind, sind sie ruhig und das Elternpaar fühlt sich wohl. Das gezielte Einbringen an Informationen ist das Entscheidende, ob der Gast den Service als angenehm wahrnimmt. Schlussendlich geht es dem Gast um Emotionen, Aufmerksamkeit beim Essen und die Passion des Servicemitarbeitenden dies zu bieten.
Büchler: Wie schaffen es Vorgesetzte, ihre Mitarbeitenden zu motivieren, den Gast in den Mittelpunkt zu stellen?
Gabriel: Zusammenarbeiten, Regeln aufstellen und diese durchsetzen. Regelmässige Informationen zum Angebot des Tages geben und die Mitarbeitenden belohnen und vor allem schätzen. Dazu gehört auch konstruktive Kritik. Ein Vorgesetzter ist immer Vorbild, sei das zum Guten oder zum Schlechten. Der Mitarbeitende möchte weiterkommen und kopiert somit auch die Verhaltensweisen der vorgesetzten Person.
Büchler: Was finden Sie spannend am Restaurationsberuf?
Gabriel: Der Beruf ist einer der schönsten, den es gibt. Bei keinem anderen Beruf wird die Anerkennung oder natürlich die Abneigung sofort spürbar. Manchmal vergleiche ich den Serviceberuf mit dem Caddie beim Golfspielen. Er trägt die Schlägertasche und vor allem ist er der Berater bei der Schlägerwahl. Ich begleite den Gast auf seiner kulinarischen Reise bei seiner Getränke- und Essensauswahl und gebe Ratschläge. Täglich beschäftige ich mich mit Lebensmitteln und es bereitet mir grosse Freude, mein Wissen weiterzugeben.