Gerade einmal 29 Prozent der Erde bestehen aus freiliegender Landmasse was in etwa. 13.4 Milliarden Hektar entspricht. Der grosse Rest ist von ungefähr 1.4 Milliarden Kubikkilometer Wasser bedeckt. Davon sind spärliche 35 Millionen Kubikkilometer oder 2.5 Prozent Süsswasser. Davon wiederum bilden nur knapp 1 Prozent als Seen und Flüssen die ungebundene Süsswasserressourcen dieser Erde. Die restlichen 1.5 Prozent Süsswasser sind immer noch als Gletscher oder Permafrost gebunden.

Die gesamte bebaubare Acker- und Weidefläche der Erde beläuft sich auf 4.75 Milliarden Hektar (100 Ar bzw. 10'000 Quadratmeter) also 1 Drittel. Alles was der Mensch auf der Erde in Bezug auf Agrarwirtschaft tut, um die 7.9 Milliarden seinesgleichen zu ernähren, basiert vermutlich zu mehr als 99.99 Prozent auf dem mit Süsswasser betriebenen Anbau von Nahrungsmittel sowie Viehzucht auf dem Land.

Dabei stösst der Mensch mit der Produktion von Nahrungsmitteln hier und da bereits an physische Grenzen während irgendwann ab 2023 der 8. milliardste Mensch geboren werden dürfte.

Hier offenbart die Entfaltung der Nahrungsmittelproduktion einer der grundsätzlichen Systemfehler, der durchaus mit dem Paretoprinzip einher geht. Das auch als Pareto-Effekt bezeichnete, statistische Phänomen ist im Volksmund als 80-zu-20-Regel bekannt.

Dabei werden 80 Prozent einer Ausbeute mit 20 Prozent des Aufwandes erreicht und für die restlichen 20 Prozent der Ausbeute sind 80 Prozent des Aufwandes notwendig. Der Mensch ist also gerade dabei, mit riesigem Aufwand auf einem Drittel der Erdoberfläche, von der ein Drittel nutzbar ist, eine geringe Ausbeute zu erzielen. 

Das Fazit oder die Hypothese als Frage formuliert: Was, wenn mit geringem Aufwand auf dem  viel grösseren Meeresgrund Getreide mit einer ungleich gesteigerten Ausbeute anbaubar ist?

Nonsens? Mitnichten! Das gewöhnliche Seegras oder im Fachbegriff Zostera marina ist ein Anfang. Die Pflanze wächst am Meeresgrund in Küstengegenden der Nordhalbkugel unter Wasser, bildet Ähren und damit zylindrisch geformte Nussfrüchte aus die wie z.B. Weizen zu verwenden sind.

Die Seri oder Comcaac sind eine indigene Gruppe im mexikanischen Bundesstaat Sonora. Sie bauen Zostera marina im Golf von Californien zwischen den Bundesstaaten Baja California und Sonora seit jeher an. Die Samen bzw. die Nussfrüchte werden als und wie Getreide genutzt. Getrocknet können Sie zu Mehl und damit zu Brot oder Teigwaren verarbeitet werden. Dabei sind die Früchte des gewöhnlichen Seegrases glutenfrei, enthalten 50 Prozent mehr Eiweiss als Reis sowie Omega-6- und 9-Fettsäuren. Nebenher ist das Getrocknete Seegras ein hervorragender Baustoff, der nicht nur sehr gut dichtet und dämmt, sondern durch den hohen Salzgehalt auch kaum verrottet.

2017 wurde mit einem Projekt im Naturpark Bahía de Cádiz, in der Nähe der Gemeinde Puerto Real, der Versuch gestartet, Gewöhnliches Seegras anzubauen. Das Versuchsanbaugebiet ist heute etwa 3000 m2 groß. Das Ergebnis: Vollkommen ohne Einsatz von Dünger oder Pflanzenschutzmitteln ist pro Hektar ist eine Ernte von 3.5 Tonnen ohne weiteres möglich. Im Vergleicht entspricht das der Ausbeute von Weizen (3.5 Tonnen), Reis (4.6 Tonnen) oder Gerste (3 Tonnen). Letztere wurden allerding mit Gentechnik hochgezüchtet und im Wachstum mit Dünger gefördert und mit Chemie geschützt.

Es ist also erstaunlich, dass es ein einzelner Koch war, sich für dieses Seegras interessierte und diese Entwicklung mit anschob. Das gelang, weil es nicht irgendeiner ist sondern der der als «Koch des Meeres» bekannte Dreisternekoch Ángel León, Restaurant Aponiente, Cádiz: «Cocina del Mar. Cocina del mar desconocido. De todo el mar, que nos queda por explorer, de casi todo el mar. Misterioso. Infinito.»

Die Küche des unbekannten Meeres? Von allen Meeren ist kaum ein Bruchteil bekannt und doch hat der Mensch bereits nachhaltig zerstört, was ihn einst retten könnte. Die für die Ökosysteme strukturbildenden Seegraswiesen sind von einem grossflächigen Seegrassterben betroffen, die Rede ist von 90 Prozent Rückgang und das von den Nord- und Ostseeküsten bis Nordamerika. Wasserverschmutzung und auch einen damit einhergehenden Befall mit Netzschimmelpilzen sei eine der Ursachen, sagen verschiedene Quellen. Dabei sterben die restlichen Bestände dieser submarinen Pflanze, die im Meerwasser Getreide bildet, noch immer in alarmierendem Masse.

Im Aponiente-Forschungslabor / Aponiente’s Research Lab ist es gelungen, Zostera marina und deren Samen zu kultivieren und kontrolliert anzubauen. Das Vorhaben ermöglichte die Wiederansiedlung der einheimischen Art des gewöhnlichen Seegrases, das die Basis der marinen Biodiversität ist und damit unser Ökosystem wieder-bereichert und die Region im Kampf gegen den Klimawandel stärkt.

Trotz der Bedeutung des gewöhnlichen Seegrases für die Zukunft der Ernährung und die submarinen Ökosysteme,  ist es äußerst schwierig, Aufforstungsprojekte dieser Art durchzuführen. Das Problem ist, dass es keine Pflanzenschulen gibt, die bereit sind, die entsprechenden Pflanzen und/oder Samen zu liefern. Das Besondere an diesem Projekt ist also auch, dass zum ersten Mal eine Samenbank angelegt wird, die zur Wiederbesiedlung von Küstenfeuchtgebieten dient, die dann wiederhergestellt und bewirtschaftet werden können.

Quellen: Statista, Wikipedia.

 

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Das Aponiente-Forschungslabor / Aponiente’s Research Lab über sich:

Wir bauen die Zukunft an.

Nach drei Jahren harter Arbeit haben wir die Lebensfähigkeit des kontrollierten Anbaus dieser Pflanze, die Schaffung einer Samenbank und die für den menschlichen Verzehr vorteilhaftesten Eigenschaften nachgewiesen. Es wurden Systeme für den Anbau, die Kultivierung und die Ernte der Pflanze entwickelt, die alle an die Meeresumwelt angepasst sind.

Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, das weltweit erste und einzige spezialisierte Forschungs- und Entwicklungszentrum für den Anbau von Meerespflanzen zu schaffen. Unser Ziel ist es, die Erforschung dieser Meerespflanze fortzusetzen, da sie der Schlüssel zur Abschwächung der Auswirkungen des Klimawandels sein könnte. Außerdem wollen wir aquatische Ökosysteme wiederherstellen, künftige Meerespflanzen entwickeln, die bisher nur an Land angebaut wurden, und daran arbeiten, den "Ozeangarten" Wirklichkeit werden zu lassen.

Drei Viertel der Erde sind von Salzwasser umgeben, sei es an den Küsten oder in tiefen Brunnen im Landesinneren, so dass es unmöglich ist, das Wasser dort zu trinken oder Pflanzen anzubauen. Unser Meereskorn ändert alles und ebnet den Weg zu einer Kulturpflanze, die in Gebieten mit viel Salzwasser angebaut werden kann.

 

Artikel in anderen Medien:

The rice of the sea: how a tiny grain could change the way humanity eats (The Guardian)
Ángel León made his name serving innovative seafood. But then he discovered something in the seagrass that could transform our understanding of the sea itself – as a vast garde

 

Medienmitteilung der Costa und Costa Crociere Foundation.

Seereis: Costa und Costa Crociere Foundation engagieren sich zusammen mit dem Dreisternekoch Ángel Leónfür die «Supernahrung der Zukunft».

Die Reederei Costa Kreuzfahrten erweitert die Partnerschaft mit dem Dreisternekoch Ángel León und engagiert sich für ein internationales Pionierprojekt: den Anbau von «Seereis». Das nährstoffreiche «Superfood» trägt nicht nur zum Schutz des Meeres bei, sondern könnte künftig auch weltweite Ernährungsprobleme lösen helfen.

Die Liebe zum Meer und die Spitzengastronomie sind die Grundlagen der Zusammenarbeit zwischen den spanischen Spitzenkoch Ángel León und Costa Kreuzfahrten. Die im Oktober letzten Jahres gestartete Partnerschaft umfasst nicht nur die Menüs und Gerichte, die León für die Bordrestaurants kreiert, sondern neu auch ein weltweites Pionierprojekt mit ökologischen, sozialen und wissenschaftlichen Aspekten: den Anbau von «Meereskorn» bzw. «Seereis», mit dem Ángel León und das Team seines Drei-Sterne-Restaurants Aponiente im spanischen Cádiz (Andalusien) experimentieren. Die Meerespflanze hat viele positive Eigenschaften: Sie nützt dem Ökosystem, bereichert die Artenvielfalt und kann zur Eindämmung des Klimawandels beitragen, indem sie grosse Mengen an Kohlenstoff absorbiert und speichert. Vor allem ist sie jedoch in der Lage, aus ihren Samen ein «Superfood» mit hohem Nährwert zu produzieren, das zur «Nahrung der Zukunft» werden könnte.

Der «Meeresgarten» soll auch ausserhalb Spaniens wachsen Durch die 
Unterstützung der Costa Crociere Foundation werden die Forschungsarbeiten zur Weiterentwicklung des marinen Getreides gestärkt und ein Wendepunkt beim Ausbau des Projekts erreicht. Zunächst soll die Anbaufläche des «Meeresgartens» in der Bucht von Cádiz erweitert und die Produktion des Getreides gesteigert werden. Darüber hinaus werden Costa und Ángel León daran arbeiten, das Projekt in der Öffentlichkeit, bei Organisationen und in der wissenschaftlichen Fachwelt weiter bekannt zu machen, um Möglichkeiten zur Erweiterung des Projekts zu schaffen – auf neue Küstengebiete in und auch ausserhalb Europas.

Ángel León, der als «Koch des Meeres» bekannt ist, gilt als grosser Innovator im Bereich der Signature Cuisine. Seit mehr als einem Jahrzehnt hat er das Restaurant Aponiente mit einem Forschungs- und Entwicklungszentrum ausgestattet, das sich darauf konzentriert, neue Lebensmittel und Produkte aus dem Meer in die menschliche Ernährung zu integrieren. Sein Ziel ist es, dass sich die Menschen eines Tages auf nachhaltige Weise mit Lebensmitteln aus dem Meer ernähren können, auch jenseits der von intensiver Fischerei betroffenen Produkte.

«Zostera Marina» schützt die Küsten und sichert Nahrung Im Jahr 2017 
startete das Aponiente ein Projekt zur Rettung der einheimischen Meerespflanze «Zostera Marina» in einem 3000 m2 grossen «Meeresgarten» in der Bucht von Cádiz. Der Versuchsanbau hatte auch das Interesse des wissenschaftlichen Ausschusses der Abteilung für Fischerei und Aquakultur der Vereinten Nationen (UN) geweckt. Denn die Zostera-Kulturen an den Küsten sind ein wirksamer Verbündeter im Kampf gegen den Klimawandel, da sie in der Lage sind, grosse Mengen an Kohlenstoff zu absorbieren und im Sediment zu binden. Zudem schützen sie die Küsten vor Erosion.

Der andere grosse Wert von Zostera Marina sind ihre Samen, die von Ángel León als «Meereskorn» oder «Seereis» bezeichnet werden. Sie können als solche verzehrt oder zu Mehl, Brot und Teigwaren verarbeitet werden. Das Lebensmittel ist glutenfrei, reich an Omega-6- und Omega-9-Fettsäuren und hat einen im Vergleich zu Landgetreide wie Reis, Gerste, Weizen, Hafer und Mais höheren Anteil an hochwertigem Eiweiss (13%), Kohlenhydraten (82%, davon etwa 50% Stärke) und 2% weniger (pflanzliches) Fett. Ein «Superfood» also, das – wenn es entsprechend weiterentwickelt wird – in Zukunft eine wichtige Ressource zur Bekämpfung von Hunger und Unterernährung sein könnte, die in mehreren Regionen der Welt herrschen.

Zudem ist der Anbau nachhaltig, da die Pflanze ohne frisches Wasser und Düngemittel wächst. Sie ist produktiver und ertragreicher als andere Getreidearten auf dem Land und kann ein wirtschaftlicher Vorteil für strukturschwache Gebiete wie etwa die Region Cádiz in Andalusien sein.

«Das Meer ist die grösste Ressource, die wir in der Natur haben. Diese gemeinsame Ansicht hat uns dazu gebracht, bei diesem Projekt mit Costa und der Costa Crociere Foundation zusammenzuarbeiten», erklärt Spitzenkoch Ángel León. «Mit ihrer Unterstützung werden wir unsere Initiative weiter ausbauen können und hoffen, dass wir den Menschen in existenziellen oder wirtschaftlichen Nöten konkrete Hilfe bieten und gleichzeitig einen Beitrag zum Schutz des Meeres leisten können. Ich habe immer daran geglaubt, dass dieser Traum Wirklichkeit werden 
könnte.»

«Da wir bereits eine Partnerschaft mit Ángel León haben, schien es uns selbstverständlich, unsere Zusammenarbeit zu verstärken», so Rossella Carrara, Vice President Corporate Relations & Sustainability der Costa  Gruppe. «Das Projekt passt perfekt zu den Tätigkeitsbereichen der Costa Crociere Foundation und zu den Werten von Costa. Auch wir engagieren uns seit Langem für den Schutz und die Erhaltung des Meeres- und Küstenökosystems, die Erforschung und Entwicklung 
innovativer Lösungen zur Bekämpfung des Klimawandels, die langfristige Vision zur vollständigen Integration des Themas Nachhaltigkeit in unser Produkt sowie die Beachtung sozialer Aspekte und die Unterstützung der lokalen Gemeinschaften in unseren Kreuzfahrtdestinationen.» bei, sondern könnte künftig auch weltweite Ernährungsprobleme lösen helfen.