Gelato ist eine Ableitung des lateinischen Wortes gelātus - gefroren oder eisig. So gab es sicherlich bereits gefrorene Speisen im alten Rom. In De Re Coquinaria von Marcus Gevius Apicius z.B. werden Techniken zur Herstellung gefrorener Speisen beschrieben und im Satyricon des römischen Schriftstellers Petronius werden gefrorene Desserts bei Banketten erwähnt. Die Technik dabei ist relativ einfach, benötigt werden Eis und Salz. Salz senkt den Gefrierpunkt, das Wasser bleibt oder wird bei einer Temperatur unter dem Gefrierpunkt flüssig, die Umgebung wird um das Salz-Eis-Gemisch kälter als das Eis selbst, was im Fachjargon auch als Gefrierpunktserniedrigung bezeichnet wird. Und wer jetzt fragt, woher die Römer im Sommer Eis hatten? Der Eiskeller ist keine Erfindung der Bierbrauereien. Vor der Klimakriese, also als z.B. der Klöntalersee noch zufror, wurde dieser im Winter mehrfach aufgesägt, die Eisblöcke nach Glarus geschleppt und von dort in Bahnwagen zu den Brauereien von Wädenswil bis Basel gefahren. Die Römer taten dasselbe. Sie schleppten aus den Alpen grosse Stücke Eis in die Städte und füllten damit Keller oder Höhlen.

Im 16. Jahrhundert dann, und das wird z.B. in Opera dell’arte del cucinare von Bartolomeo Scappi angedeutet, werden dir Rezepte cremiger. Während im alten Rom z.B. Wein und Honig die Grundzutaten waren, fingen die Konditoren des 16. Jahrhunterst an, Speiseeis auch auf der Basis von Milch, Eier, Sahne und Zucker herzustellen.

Der köstliche Genuss eines Speiseeises hat also seit Jahrhunderten einen festen Platz in unserem Genussverhalten. Wer könnte widerstehen, wenn an einem heissen Sommertag der cremige, kalte Leckerbissen lockt? Wie dem auch sei und auch wenn der Konditor Gelato frei erfunden ist, so gibt es zum Speiseeis interessante, lustige und skurrile Fakten, die, wenn es sie nicht gäbe, erfunden werden müssten.

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Erstaunlich sind zuerst einmal die Reaktionen auf den eigentlich logischsten Werbeslogan, was Eiscreme angeht. Das «leck mich» der Schweizer Eismanufaktur Kalte Lust sei, so möchte man meinen, in der heutigen Zeit kein Problem und werde als humorvoll auf- und angenommen. Stattdessen gibt es nicht wenige Stimmen, die das als unangemessen und beleidigend empfinden – was die alles denken.

Schweizer und Deutsche sind sich ziemlich ähnlich, was den Genuss von Glace betrifft. Etwa 8,7 Liter Eiscreme pro Jahr werden durchschnittlich gegessen. Beide Länder haben auch noch denselben Geschmack. Auf der Beliebtheitsskala stehen Vanille, Schokolade und Erdbeere zuoberst. In der Schweiz stehen dann aber auch Karamell und Mango, in Deutschland Stracciatella und Haselnuss ziemlich hoch in der Gunst der Glace-Lecker.

Aber die Welt der Eiscreme bietet weit mehr als nur die klassischen Geschmacksrichtungen. In Dubai gibt es z.B. ein Trüffel-Safran-Vanille-Gold-Eis namens «Black Diamond», das um die 800 Kröten kostet. Da wäre selbst Einstein baff gewesen, der einmal sagte: «Die Fantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt. Doch in der Welt der Eiscreme ist die Fantasie unendlich.» Der letzte Satz ist Einstein natürlich in den Mund gelegt, aber nicht falsch.

Wer meint, Eiscreme sei nur eine süsse Leckerei, der werfe einen Blick auf weitere verrückte Kreationen. Dass es mittlerweile Eiscreme mit Zikaden gibt, ist dabei nicht mehr wirklich ungewöhnlich, abgesehen davon ist bei gerösteten Grillen oder Heuschrecken die Geschmackliche Nähe zu Haselnuss nicht abzustreiten. Dafür gibt es in Japan Eiscreme für Hunde in Geschmacksrichtungen wie Hühnchen und Rind. Solcherlei Aromen lliessen sich auch für Menschen bewerkstelligen.

Nein, die Eiscreme-Pizza oder Pizza-Eiscreme kommt nicht aus Italien, jedem Azzurri würde alleine der Gedanke daran die Zehennägel aufrollen, das waren ein paar verrückte Chinesen, wobei: Tomaten, Mozzarella, Basilikum nicht wirklich als sonderbare Kombi bezeichnet werden könnten, höchstens etwas gewöhnungsbedürftig in Speiseeisform. Und warum nicht in einem salzigen Eiswaffelhörnchen servieren?

Selbstverständlich müssen auch Astronauten nicht auf Eiscreme verzichten, die ist allerdings nicht gefroren, sondern gefriergetrocknet.

Sonst noch was? Ah ja. Der Italiener Dimitri Panciera stellte 2016 einen Weltrekord auf, indem er 121 Eiskugeln aufeinanderstapelte. 

Kunst ist auch ein Thema. Im Museum of Modern Art ist das erste Waffelcornet bzw. Eishörnchen von 1896 zu sehen. Hergestellt wurde es von Italo Pietro Marchioni. Das erste Patent für eine Maschine für Waffelcornets liess sich Antonio Valvona 1902 in Manchester eintragen.

In den USA wird der 23. Juli als National Vanilla Ice Cream Day gefeiert imd der ehemalige US-Präsident Ronald Reagan erklärte den Juli zum National Ice Cream Month und sagte: «Eiscreme ist ein Vergnügen, das Menschen jeden Alters, aus allen Regionen und von jedem Hintergrund vereint.»

Wo er recht hat, hat er recht. Egal ob man einen Löffel in eine Vanillekugel steckt oder an einer exotischen Geschmacksrichtung wie Matcha oder Durian leckt, Eiscreme bleibt ein unvergleichlicher Genuss, dem wir alle gerne frönen. 

Ausser wir haben gerade Hirnfrost. Doch, den gibt’s. Der wird auch als Kältekopfschmerz bezeichnet. Wer zu viel zu schnell zu kaltes Eis isst, der bindet seinem Körper einen Bären auf, denn der meint dann nämlich, er werde erfrieren, und schützt sich vor einer möglichen Unterkühlung in dem er die Blutgefässe zusammenzieht. Lässt das Kältegefühl nach, fliesst das Blut ruckartig ins Gehirn zurück und zack: stechender Kopfschmerz.

Wer nicht gerade Kopfschmerzen vom Eis lecken hat, für den ist Eiscreme meist auch eine genussvoll-emotionale Geschichte und an der Eistheke wissen wir zuerst immer ganz genau was wir wollen und dann wollen wir plätzlich alles. Das bedeutet für uns Gastronomen auch unweigerliche, auf einer besonderen Klaviatur der Kundenbindung spielen zu können. Dafür braucht es nicht immer viel, aber muss sich dem Thema annehmen. Wir von Das Pauli Magazin predigen das seit Jahren, man sollte sich als Gastronom rechtzeitig mit dem Angebot an Eiscreme auseinandersetzen. Im Kasten haben wir eine Checkliste bereitgestellt, an was man alles denken könnte, gerade auch zum Thema «Verkauf über die Gasse»: