(1) Plastik? Entsorgen? Samstagstheater an der Recycling-Station. Brodmann schnauzt(e)
Warmduscher. Schwachsalzer. Beipackzettelleser. Ich gebe zu, ich gehöre zu den Abfalltrennern und benötige gut 6 bis 8 Wochen, um einen 17 Liter Abfallsack zu füllen. Mitunter gehört Plastik zum Trenngut. Da gibt es aber ein Problem bei den Sammelstellen: Es sind nur Plastikflaschen erlaubt. Das ist mir egal, ich stopfe (obwohl meine Tochter so ein Plastik-Rückgabe-Abo-Dings für rund 17 Franken pro Monat gelöst hat – ja wir bezahlen sogar dafür, den Plastik entsorgen zu dürfen) alle meine Plastiktiefziehschalen aus Prinzip da rein. Letzthin schaut mich eine Frau, die gerade ihre Petflaschen vollkorrekt ins Loch nebenan warf, böse an.
Ich: «Was schauen Sie so böse?»
Sie (giftig): «Das ist Abfall, was Sie da reintun, Sie Sauhund».
Ich (baff): «Jetzt hören Sie mal gut zu, Sie Otterngezücht, erstens nicht mit solchen Ausdrücken, zweitens wird mir der Plastik vom Handel aufgezwungen, drittens wird mir die Möglichkeit verwehrt, den Plastik, notabene eine wertvolle, recyclierbare Ressource, in den Zweitverwertungskreislauf zurückzugeben und viertens lügen uns die Detailhändler alle an.»
Sie: (empört trotzig): «Äh, äh, das stimmt nicht ...»
Ich (in Fahrt kommend): «Sind Sie blind oder blind? Sie wildgewordene Antropopithekin*. Alle diese Plastikflaschen, die wir verantwortungsvoll, fein säuberlich trennen, wandern geradewegs in die Kehrichtverbrennung, und solange das der Fall ist, stopfe ich das Zeug aus Protest da rein.»
Sie (mittlerweile ohne Worte): «Äh (...)»
Ich: «Ja «äh», so und jetzt ruhe im Kanton. Beschimpfen Sie von mir aus Ihren Alten zu Hause, oder denken sie mal darüber nach, weshalb es die kleingewerbliche Zürcher Bäckerei Gnädinger am Schaffhauserplatz fertig bringt, Plastiksäcke aus abbaubaren Biopolymeren zu verwenden, die Detailhandelsgiganten aber nicht. Und teilen Sie mir nie wieder Sauhund aus, ein schönes Wochenende quand-même.»
Diejenigen hinten in der Schlange, die mich gerade eben noch als Sauhund betrachtet hatten, starrten jetzt die Frau neben mir an. «Tja...», sagte ich dann zu den Leuten,«... bei kleingewerblichen Unternehmen stehen halt eher reale Menschen mit Namen und Gewissen gerade für das, was sie tun. Hinter den Giganten stehen anonyme Excel-Kapitäne und Erbsenzähler, die sich profilieren und mit aller Gewalt den Forecast von 1.735 Prozent mehr Marge gegenüber dem Vorjahr erreichen müssen, adieu mitenand.»
* Fluchen mit Kapitän Haddock