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  Thema Plastik. Alle Schnorren, niemand tut was. Dabei gäbe es längst Alternativen - Stichwort: Biopolymere. Eine Übersicht.

 

Es ist nachgewiesen, dass die Mikroplastikteilchen über die Nahrungskette nicht zurück beim Menschen sondern im Menschen drin gelandet sind. Die Frage ist, ob es keine Alternative zu Plastik gibt. Doch, gibt es. Und das schon lange.

 

Cellophan heisst nicht umsonst so. Die transparente Folie besteht nämlich aus Zellulose und war der erste Bio-Verbundstoff, der bereits in den 1920er Jahren als Massenprodukt hergestellt wurde. Das Problem war damals die Empfindlichkeit gegenüber Feuchtigkeit, worauf die Oberfläche mit Polyvinyledenchlorid (PVDC – der Vorgänger von PVC) beschichtet wurde und so nicht mehr biologisch abbaubar war. Heute ist das Problem gelöst und dazu gibt es eine Vielzahl von biologisch abbaubarem Plastik. Die Frage ist, weshalb damit nicht endlich synthetischer Plastik abgelöst wird. Die Antwort: Die Kosten. Die Produzenten müssten den Verpackungsmaschinenpark umrüsten, das würde einige Investitionen verlangen die auf die Detailhandelsgiganten abgewälzt werden müssten. Die würden dann nicht mehr ein Ergebnis (EBITA) von z.B. 2.1 Milliarden erzielen, sondern vielleicht nur noch 1.9 Milliarden.

Wie dem auch sei, in der Folge einige Infos sowie Auflistungen (erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit):

Kunststoff, Plastik wird in der Fachsprache als Technopolymere oder einfach als Polymere bezeichnet. Gemeint ist damit in der Regel der synthetische, auf Erdölbasis hergestellte Plastik, der nicht biologisch abbaubar ist.

Der Plastik-Berg von 1950 bis 2015 (Production, use, and fate of all plastics ever made (Science Advances)):

Produzierter Kunststoff: 8.3 Milliarden Tonnen oder rund 1 Tonne pro Kopf der aktuellen Weltbevölkerung. Die Hälfte davon wurde seit 2002 produziert.
Entsorgter Kunststoff: 6.3 Milliarden Tonnen wurden als Abfall entsorgt und zwar wie folgt:
Recycelt: 9 Prozent
Verbrannt: 12 Prozent
Müllhalde: 79 Prozent

Empfehlenswerte Artikel dazu:
Plasticmüllströme nehmen neue Wege (Neue Züricher Zeitung)
Holding back the tide in a sea of plastic (Momento / Internet Archiv)
plasticseurope.org: IdentiPlast 2012: zero plastics to landfill by 2020 – how to reach the goal? (Momento / Internet Archiv)

Die wichtigsten synthetischen Kunststoffe auf der Basis von Erdöl (petrochemisch):

Polyethylen (PE): Flaschen, Harassen, Fässer, Batteriehüllen, Kessel, Schüsseln etc.

Polypropylen (PP): Teile der Fahrzeugindustrie von Gehäuseteilen bis zum Spoiler, Gartenmöbel, Toilettendeckel, Kunstrasen, Koffer, Werkzeughüllen, Schulsäcke/Ranzen, medizinische Utensilien, sterilisierbare Spritzen etc.

Polyvinylchlorid (PVC): Sanitäre Rohre, Tür- und Fensterprofile, Bodenbeläge, Schläuche, Kunstleder, Tapeten etc.

Polystyrol (PS): Isolationen von elektrischen Kabeln, Schalter, Gehäuse für elektrische Installationen, Verpackungsfolien, Joghurtbecher, aufgeschäumt als Dämmstoffe etc.

Polyurethan (PU/PUR): Eignet sich besonders gut zum Aufschäumen und wird verwendet für Matratzen, Autositze, Sitzmöbel, Dämmmaterial, Schwämme etc.

Polyethylenterephthalat (PET):

Flaschen für Getränke, Oele, etc., weiter Hüllen, Schalen, Teile z.B. für Haushalts- und Küchenapparate und -geräte, Computer, dann aber auch als Zahnräder, Schrauben oder als Lastwagenplanen, aus PET werden auch Implantate oder Gefässprothesen hergestellt, etc.

Die Alternativen: Biokunststoffe, die auch als Bioplastik oder biobasierte Kunststoffe bezeichnet werden und denen als Basis verschiedene ausschliesslich nachwachsende Kunststoffe zugrunde liegen.

Celluloseprodukte in der Regel aus Baumwolle, Hanf, Holz etc.: Spritzgiessmasse (seit den 1910er Jahren), Schirmgriffe, Tastaturen, Lenkrädern, Spielzeuge, Kugelschreiber etc.

Polymilchsäure (PLA) aus Milchsäure, die durch Fermentation von Zucker/Stärke durch Milchsäurebakterien entsteht: Kurzlebige Verpackungsfolien, Tiefziehschalen (für Gemüse, Obst, Fleisch, Fisch etc.), Getränkeflaschen- und becher für Rahm, Yoghourt etc.

Polyhydroxyalkanoate / Polyhydroxybuttersäure (PHB) auf der Basis von Zucker und Stärke oder auch Glycerin und Palmöl: Entspricht dem petrochemisch hergestellten Polypropylen (PP): Von Klebstoffen bis Hartgummi, Zigarettenfilter etc.

Weitere biologisch abbaubare Polymere werden zur Zeit in vielen verschiedenen Ansätzen entwickelt. Es gibt bereits heute von biologisch abbaubaren Verpackungschips (Polsterung in Paketen) aus thermoplastischer Stärke über Versandverpackungen, Versandtaschen bis Luftpolsterfolien, Etiketten und Luftkissen.

Die Produkte sind da. Die Techniken sind da. Bioplastik wartet ganz einfach darauf, als totaler Ersatz für die petrochemischen Produkte eingesetzt zu werden. Verhindernd dürfte auch die noch überdimensionale Macht der ölfördernden Staaten (OPEC) wirken.

 

Link: https://daspaulimagazin.ch/de/anderer-artikel/1-pl...