Die Empörung und Kritik, die im Leserbrief ausdrückte wurde (dieser wurde zurückgezogen und ist nicht mehr publiziert), ist verständlich und vollkommen in Ordnung. Allerdings bleibt die  Kritik im Kern bestehen. Der Leserbrief stammt aus dem Bildungs-Unternehmen Swiss Global Learning bzw.

Eines Vorweg, Das Pauli Magazin kritisiert weder Inhalt noch die Chefs. Die mitarbeitenden Köche sind ohne Frage geschätzte Berufskollegen. Kritisiert wird auch in Keiner Weise das Bildungsunernehmen oder der Inhalt und schon gar nicht die Qualität.

Deshalb an dieser Stelle eine Präzisierung: Die Kritik bezieht sich auf die die Anpreisung einer «digitalisierten Schweizerischen dualen Berufslehre» sowie den Umstand, die «Schweizer Kochlehre» stückchenweise feil zu bieten.

Das Bildungsangebot dieses Konzeptes wird eindeutig angelehnt an die Schweizer Berufsbildung und im Ausland dahingehend angepriesen. Swiss Education, der Schweizer Berufsverband, das Sponsoring des Unternehmens bei SwissSkills sowie das Schweizerkreuz werden diesbezüglich recht gelungen und wirkungsvoll in Szene gesetzt. Lernbegierigen Menschen im Ausland wird suggeriert, eine «echte Schweizer Berufsausbildung» zu erhalten. Diese Tatsache ist nicht von der Hand zu weisen.

Bedauerlicherweise muss also an dieser Stelle erklärt werden, dass eine Berufslehre als Köchin / Koch EFZ 3 Jahre und als Küchenangestellte / Küchenangestellter EBA 2 Jahre dauert und auf dem schweizerischen dualen Bildungssystem beruht. Hier müssen sich mehrere Parteien (Auszubildende, Lehrer, Eltern, Kantonale Aufsicht etc.) über einen längeren Zeitraum mit viel Anstrengung engagieren, um mit beträchtlicher Eigeninitiative im Sinne von Wollen, Müssen, Können zu einem hochgesteckten Ergebnis zu gelangen.

Wir von Das Pauli Magazin vertreten die Haltung, dass es wichtig ist, Wissen, Erfahrungen, Entwicklungen etc. zu teilen und auszutauschen, gerade in Bezug auf die Berufsbildung. Dass wir Menschen anderer Länder an unserem Wissen teilhaben lassen, ist genauso bedeutsam, wie wir an ihrem Wissen teilhaben möchten.

Das kann und darf aus unserer Sicht aber nur unter dem Patronat des obersten Bildungsorgans geschehen, dem Sekretariat für Bildung, Forschung und Innovation SBFI. Dieses hat klipp und klare Anforderungen an die Anerkennung ausländischer Diplome und diesen hält die «Schweizer Methodik», wie es auf der Homepage des Unternehmens wortwörtlich bezeichnet wird (siehe Bild auf eurer Homepage), nicht stand – keines dieser Diplome dürfte in der Schweiz beim SBFI mit einer «Berufsanerkennung» durchkommen.

Und dass das nicht falsch verstanden wird: Kurse anzubieten, mit Bildung Geld zu verdienen ist vollkommen in Ordnung, solange es als das angeboten wird, was es ist, in diesem Fall nämlich ein Kurs. Nicht mehr und nicht weniger.

Doch die Firma Swiss Global Learning bietet ausländischen Lernwilligen, Ausbildnern und sogar Regierungen Schweizer Kulturgut an. Hier wird das «schweizerische duale Bildungssystem» ebenfalls wortwörtlich zu einem reinen Verkaufsargument.

Würden diese Kurse als Weiterbildung, als Bildung unter dem Lable Richmont – Center of Excellence oder als MasterClass wie hier Gordon Ramsey oder hier Harald Wohlfahrt angepriesen, wäre das vollkommen zu respektieren.

Abschliessend kann auch folgendes konstatiert werden: Das «schweizerische duale Bildungssystem» soll mit «Schweizer Methodik» zu einer «digitalisierten Schweizer Berufsbildung» werden - diese Komposition ist eindeutig ein Oxymoron.

Kann das Prinzip des dualen Bildungssystems, das auf der Einheitlichkeit von Praxis im Betrieb und Theorie im Präsenzunterricht in der Schule basiert, durch eine digitale Lehre ersetzt werden? Nein. Es geht nämlich nicht nur um die kombinierte Aneignung von Wissen und Erfahrung also Verbindung von Praxis und Theorie. Es geht vor allem auch darum, im echten Berufsleben z.B. das Arbeiten im Sinne von "Chrampfen", die Auseinandersetzung mit anderen Menschen zu lernen. Das ist der wirkliche Wert des dualen Bildungssystem mit dem vielgepriesenen Resultat, dass die jungen Schweizer Berufsleute nach der Lehre sofort einsatzfähig sind.

Aber so – 2 x 700 Stunden Online-Kurs sollen die digitalisierte Form der dualen Schweizer Lehre sein? Vor diesem Hintergrund ist es mehr als legitim, dass jede/r gelernte Köchin/Koch EFZ und jede/r Küchenangestellte EBA die Suggestion von Global Swiss Learning als Hohn gegenüber der eigenen Leistung und dem eigenen Berufsstolz empfinden und in Anbetracht ihrer Lehrzeit diese Kurse durchaus als Schnellbleiche bezeichnen darf.