Während ihres Impulsreferates beleuchtete Andrea Staudacher vom FutureFoodLab in Bern ausführlich auch die dunklen Seiten von Laborfleisch, nämlich wie das Wachstumsserum gewonnen wird, das letztendlich einer Zelle Leben einhaucht und diese zum Wachstum anregt. Diesbezüglich wies Romeo Brodmann in seiner Einführung auch darauf hin, dass die Menschen hierbei «an der Schöpfung des Lebens herumdoktern». Letztendlich wurde aber auch klar, dass Laborfleisch für die Zukunft eine echte Option zu sein scheint. Nicht zuletzt, weil es gegenüber dem «richtigen» Fleisch einen ökologischen Fussabdruck hinterlässt, der 80 Prozent geringer ist und für die Produktion ein Bruchteil der Landfläche notwendig ist. 

 

Anschliessend diskutierten:

Antonio Colaianni, Geschäftsführer und Gastgeber Ristorante Ornellaia, Zürich

Kevin Schmid, CEO Outlawz Food GmbH, Bern

Markus Steiner, Steiner Fleischspezialitäten AG, Birmensdorf

Michael Leutwyler, Leiter Food Service, Fredag AG/Happy Vegi Butcher

Theo Favetto, CEO Veeconomy AG & Unmeat, Solothurn

 

Einige Schlussfolgerungen:

Kunstfleisch, ob Laborfleisch oder Fleischimitat, wird sich so oder so durchsetzen. Welche Form am Markt Erfolg hat, entscheiden Konsistenz, Geschmack und Preis. Eine Referenzaussage diesbezüglich war: «Wo hört die Liebe auf? Beim Portemonnaie. Wo beginnt die Ethik?» Diesbezüglich nehmen auch Rituale und das richtige Storytelling eine bestimmende Stellung ein: «Stimmt die Story, kann alles möglich sein.»

Eine mehrfach wiederkommende Frage war die nach der ewigen Anlehnung von veganen Produkten an Fleisch: Wieso muss ein veganes Produkt immer Fleisch ersetzen? Die Antwort liegt auf der Hand. Die Mehrheit der Fleischesser (drei Prozent der Bevölkerung ist vegan), die hin und wieder vegan essen, reagieren kaum auf «vegane» Bezeichnungen. Wirkungsvoll seien hierbei Fleischbezeichnungen, die als vegan deklariert sind, also zum Beispiel «veganer Speck» oder «veganes Schinkengipfeli». Das können Kunden verstehen und nachvollziehen.

Andrea Staudacher sagte vorausschauend, dass es gut möglich sei, dass «man in der Zukunft auch nicht mehr so viel Fleisch konsumieren möchte und dass Fleischkonsum in einigen Gesellschaftsschichten sogar dereinst als Unsitte gelten könnten. Sie selber zählt vor allem auch Insekten zum Thema Fleischersatz. Diesbezüglich äusserte sie den prägenden Satz «Insekten kann die Massentierhaltung zugemutet werden».

 

Video-Podcast und Artikel auf Das Pauli Magazin:

 

Das Impulsreferat von Andrea Staudacher wird Ende September als Video-Podcast publiziert, ebenso wie die Podiumsdiskussion und die Einleitung von Romeo Brodmann. Letztere ist hier als Artikel zu lesen: 

Kunstfleisch? Work-Life-Blending, Neo-Ökologie, Urbanisierung. Diese Megatrends weisen darauf hin, was wir dereinst essen könnten.

 

Zudem: In-Vitro-Fleisch ist auf zellwaschstum syntetisch hergestelltes Fleisch und schon heute möglich. Doch woraus besteht das Laborfleisch und welche Chancen und Risiken beinhaltet es? In-Vitro-Fleisch in 4 Minuten erklärt.