Nach der Taufe wurde Jesus vom Geist Gottes in die Wüste geführt. Er fastete 40 Tage und widerstand in dieser Zeit den Versuchungen des Teufels. Wenn am Aschermittwoch die Gläubigen des westlichen Christentums das Kreuz mit Asche auf die Stirn gezeichnet bekommen, beginnt die vierzigtägige Fastenzeit, die dem Fasten von Jesus Christus entsprechen soll.

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Die Asche aus den gesegneten und verbrannten Palmzweigen des Palmsonntags im Vorjahr auferlegt den Gläubigen die Busse als Anerkennung und Wiedergutmachung früherer Taten, Verfehlungen und Sünden. Die Asche erinnert auch an die eigene Vergänglichkeit.

bis ins Hochmittelalter bereiteten sich die Christen mit einer Fastenzeit, der «grossen Faste» oder «Langen Faste», auf das Osterfest vor. Dabei waren Fleisch, Geflügel und alle tierischen Produkte aber auch Alkohol und Genussprodukte verboten. Auch die sexuelle Enthalsamkeit war Bestandteil der Fastenzeit. Eine Mahlzeit, die dem Tag entsprechend einfach und sättigend sein soll, war erlaubt. Während des strengen Fastens durften 3 Bissen Brot und 3 Schluck Wasser getrunken werden. 1486 lockerte Papst Innozenz VIII die Regeln und erlaubte Milchprodukte. 

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Darüber hinaus wurde generell die Auffassung vertreten, Fleisch sei nur Fleisch, wenn es von warmblütigen Tieren stammt. Fische als Kaltblüter durften also gegessen werden was oftmals zurechtgebogen wurde um Schildkröten, Biber, Otter, Frösche und auch im Wasser schwimmende Enten auftischen zu können.

Heute sind entweder die Kirchen weniger streng oder die Mehrheit glaubt der Kirche nicht mehr. Das Resultat ist dasselbe. Die grosse Masse als kläglicher Überrest eines einst christlichen Landes kann mit religiösem Fasten nichts mehr anfangen. 

Doch Fasten, Diät halten oder ganz einfach Verzicht erleben empfinden immer mehr Menschen bewusst als Bereicherung, die sie ganz privat inszenieren.

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Anmerkung: Zu Ende geht am Ostersonntag auch die Zeit der Fastenwähe. Die Fastenwähe (Basel) oder Fastenbrezen (Österreich) ist ein Gebäck aus Hefeteig, das nachweislich bis ins Spätmittelalter zurückgeht und weit verbreitet war. Dabei wird von einem ausgerollten Brotteig (früher) oder Milchbrotteig (heute) mit einer Form, dem Abstecheisen, ein Stück abgestochen, mit vier Schnitten versehen und auseinandergezogen. So entsteht die Brezelform mit dem Kreuz in der Mitte als christliches Symbol. Vor dem Backen wir der Teigling mit Wasser (früher) oder mit Ei (heute) bestrichen und mit Kümmel bestreut. Es kann gut sein, dass die Fastenwähe mit den ursprünglichen «3 Bissen Brot und 3 Schluck Wasser» während der strengen Fastenzeit zusammenhängt. Geschrieben steht das allerdings nirgends.

Übrigens: Weil man nicht sieht, was im Teig eingepackt ist, heissen die mit Fleisch gefüllten und auch während der Fastenzeit zubereiteten Maultaschen in Süddeutschland auch Herrgottsbscheisser.