Im allgemeinen Wirrwarr rund um Diäten werden heute alle Begriffe kreuz und quer verwendet. Nachfolgend der Versuch, etwas Ordnung zu schaffen.

1.
Klärung und Abgrenzung der Begriffe:

Fasten: Aus religiösen, esoterischen, spirituellen und/oder körperlichen Gründen vollständiger oder teilweiser Verzicht auf alle oder festgelegte Nahrung, Speisen, Getränke und Genussmittel über einen definierten Zeitraum hinweg. Zurückzuführen auf das mittelhochdeutsche vasten, das althochdeutsche fastēn und das gotische fastan – am Gebot der Enthaltsamkeit festhalten.

Diät: 1. Ursprünglich aus dem Griechischen diaita (Lebensweise) wurde Diät auch als Lebensführung, Lebensweise ausgelegt. In diesem Sinne ist denn auch die Diätetik ein wissenschaftliches Genre, welches sich mit der Lehre der Lebens- und Ernährungsweise beschäftigt. 2. Im heutigen bzw. im umgangssprachlichen Sinne eine zeitlich festgelegte Schlankheitskur, Abmagerungskur oder Hungerkur, also eine Reduktionsdiät mit dem Ziel, Gewicht zu verlieren oder Gewicht zuzulegen.

Kur: Aus dem lateinischen cura – Heilung, Behandlung, Pflege, Sorge. Damit gemeint ist die therapeutische Hilfestellung, Heilungsprozess von Krankheiten und Leiden und/oder zur Linderung deren Symptome. Auch die Stärkung einer geschwächten Gesundheit und zur Gesundheitsvorsorge. Unter anderem spielen ortsgebundene oftmals geologische Besonderheiten eine grosse Rolle wie Heilquellen, Heilschlämme und Heilerden, Klima etc. also die dazugehörenden Heilbäder oder Kurorte. Nicht zu verwechseln ist Kur mit der Rehabilitation (Reha), also der medizinischen Wiederherstellung, obwohl sie damit gleichzeitig einhergehen kann. Eine Kur kann auch besondere Ernährungsformen miteinschliessen (Heilfasten, spezielle angepasste Kostformen etc.), muss aber nicht.

 

2.
Diäten für Sport

Anabole Diät, Ketogene Diät: Ernährung basierend auf Proteinen und Fetten bei maximaler Reduzierung von Kohlenhydraten. Ziel ist es, den Körper dazu zu bringen, seine Energie nicht mehr aus zugeführten Kohlenhydraten zu gewinnen, sondern auf Fettreserven zurückzugreifen, also Muskelaufbau bzw. -zunahme bei gleichzeitigem Körperfettverlust. Die Benennung bezieht sich auf anabolé aus dem Griechischen, das körperaufbauende Vorgänge beschreibt bzw. sich auf den Stoffwechsel Ketose bezieht, bei dem der Körper eigenes Fett abbaut, um daraus Ketonkörper aufzubauen, die er als Ersatz für die fehlende Glukose verwerten kann.

Nordische Ernährung: Bezieht sich auf die althergebrachte, stark Kohlenhydrat- bzw. Stärke-haltige Ernährung der nordischen Länder aus Obst, Gemüse, Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten, Fisch und Meeresfrüchten. Die Kohlenhydrate stehen dabei in einem ausgewogenen Verhältnis zu Proteinen. Gleichzeitig werden zuckerhaltige Lebensmittel stark eingeschränkt. «Gute» Kohlenhydrate bedeuten für Ausdauersport langanhaltende Energie.

 

3.
Diäten zur Beeinflussung des Gewichtes

3.a.
Reduktionsdiäten, Kalorienreduzierte Ernährung zur Gewichtsabnahme

Brigitte-Diät: Kalorienreduzierte Mischkost mit viel Gemüse und frischem Obst, reichlich Proteine durch Fleisch und Fisch. Keine Verbote. Der Kern der Diät sind die «Slow Carbs» also die «ballaststoffstarken» Kohlenhydrate aus Gemüse und Hülsenfrüchten. Die 1969 von der Frauenzeitschift Brigitte lancierte Diät wird regelmässig anhand neuester Erkenntnisse der Ernährungswissenschaften modifiziert. Wird heute oft auch im Zusammenhang mit Nahrungsumstellung genannt und entspricht den Diät-Richtlinien der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V.

Kalorienrestriktion, FDH – Friss die Hälfte: Es wird ausschliesslich der Kaloriengehalt reduziert, mindestens unter den individuellen Mindestenergiebedarf, sodass weniger Kalorien zugeführt werden, als der Körper verbrennt und dieser dafür auf die Fettreserven zurückgreift. Weder Anzahl Mahlzeiten noch die Zusammensetzung der Nahrung wird angepasst.

HCG Diät: «Fettverbrennung durch Baby-Hormon». Eines der Kernprobleme beim Abnehmen ist, dass der Körper bei Reduktion der Energiezufuhr (Diät) zuerst auf die Muskelmasse und erst dann auf das Fett als Ressource zurückgreift. 1954 beobachtete der britische Arzt Dr. Alber T.W. Simeon, dass schwangere Frauen trotz einer geringen Kalorienzufuhr vorderhand Fettgewebe anstatt Muskelmasse eingebüsst haben. Er machte das Schwangerschaftshormon Humandes Choriongonadotropin HCG dafür verantwortlich. Die Diät: Maximal 500 Kcal pro Tag, während geringe Dosen HCG verabreicht werden.

Low-Carb-Diät, Kohlenhydrate-reduzierte Diät: Die Zufuhr der Kohlenhydrate wird mehr oder weniger eingeschränkt. Das Ziel ist einerseits der Abbau von Körperfett und andererseits, den Aufbau von Köperfett erst gar nicht zuzulassen. Kohlenhydrate sind die Hauptenergielieferanten des menschlichen Körpers. Die Schweizerische Gesellschaft empfiehlt ganz allgemein 45 bis 55 Prozent der täglichen Energiezufuhr durch Kohlenhydrate zu decken. Kohlenhydrate werden vom Körper in die geeignete Form gebracht und in Muskelzellen und Leber gespeichert. Ist der Speicher voll, werden die Kohlenhydrate in Fett umgebaut und in den «Fettreservoirs» gespeichert. Als Formen und Abwandlungen der Low-Carb-Diät gelten zum Beispiel auch Ketogene Diät (Siehe unter Diäten für Sport), Paläo-Diät (siehe unter Erhährungsformen), Atkins-Diät (siehe unter Formula-Diäten).

Low-Fat-Diäten:  Low Fat: Gesamthaft den Fettverzehr pro Tag auf 30 bis 60 g reduzieren bzw. bei Low Fat 30 maximal 30 g Fett. Low Fat 30: Der Fettanteil soll im Verhältnis der täglichen Gesamtkalorienanzahl nicht mehr als 30% betragen.

Low-Sugar-Diät: Reduzierung des Zuckerkonsums durch Verzicht auf Zucker und Vermeidung von Zuckerhaltigen Lebensmitteln. Entweder vollständig oder maximal bis 20 Gramm pro Tag. Die Low-Suger-Diät wird in zweierlei Hinsicht massivst unterschätzt: Erstens spielt sie meist keine Rolle bzw. wird nicht in Betracht gezogen, obwohl Zucker eindeutig eines der Kernprobleme darstellt. Zweitens werden die Folgen des Zuckerentzuges unterschätzt. Für den Körper ist Zucker eine Glücksdroge, hat er einmal Zucker bekommen, wird er immer Zucker wollen. Die Entzugserscheinung reichen denn auch nicht selten von Unbehagen über Aggressivität bis Kopfschmerzen. Ein Kernproblem stellen diesbezüglich – man glaubt es kaum, Smoothies aus Früchten dar: Wer einen Apfel ist, hat meisst genug, ein zweier Apfel ist den meisten Menschen zu viel. Mit einem Smoothie säuft man aber locker drei bis vier Äpfel – das vermeidlich gesunde Lebensmittel wird zum Zuckerschock.

Weight Watchers: Energiereduzierte Mischkost, die über ein Punktesystem von Lebensmitteln geführt wird. Im Grunde ist es eine andere Form des Kalorienzählens.

Intervallfasten, Kurzzeitfasten, intermittierendes Fasten sowie Alternate Day Fasting ADF, Wechselfasten: Werden oft zu einem Ernährungsprinzip und sind deshalb unter alternativen Ernährungsformen eingeordnet.

3.b.
Gewichtsverlust durch Ernährungsumstellung

Ernährungsumstellung («Programm-ich-nehme-ab»):  Verhaltenstherapeutisch ausgelegtes Selbstmanagement der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V. Ganzheitlicher Ansatz zur Senkung des Körpergewichts und Etablierung einer angepassten Ernährungsweise in 12 Stufen.

Fit For Fun: Ausgewogene Mischkost mit täglicher, sportlicher Bewegung. Basiert auf drei Säulen: Ernährungsumstellung, Entspannung, Bewegung.

3.c
Trennkost und Proteindiäten

Trennkost: Eiweisshaltige und Kohlenhydrat-haltige Lebensmittel werden bei einer Mahlzeit nicht gleichzeitig gegessen, also entweder oder. Entwickelt wurden die Diät vom amerikanischen Arzt William Howard Hay zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Seine Annahme: Die gleichzeitige Aufnahme von Proteinen und Kohlenhydraten führe zu einer Übersäuerung des Körpers (siehe auch basische Ernährung) sowie einer Gärung im Dünndarm, das der menschliche Organismus nicht beides zusammen verarbeiten könne. Die Folge seien die allgemeinen Zivilisationskrankheiten. Kann der Körper Proteine und Kohlenhydrate zeitlich getrennt verarbeiten, löse das positive Stoffwechseleffekte aus, entsäuere und entgifte das den Körper. Sonderformen: Insulin Trennkost:Durch ausgewählte Lebensmittel eine möglichst geringe Insulinausschüttung verursachen. Schlank im Schlaf: Abends keine Kohlenhydrate, nur Proteine. Der nächtliche Fettabbau soll nicht beeinträchtigt werden. Am Morgen werden ausschliesslich Kohlenhydrate gegessen. Dazwischen gibt es keine Mahlzeiten.
Ein nachvollziehbares Argument gegen Trennkost, das immer wieder aufgebracht wird: Die naturgegebene Muttermilch liefere Proteine und Kohlenhydrate in einem und das könne ja kaum falsch sein. Die Aussage des deutschen Ernährungsberatungs- und Informationsnetzwerkes DEBInet: «Die Aussage über die Verdauung und den Säure-Basen-Haushalt sind schlichtweg falsch (…)».

Hollywood-Star-Diät: Energiereduzierte Trennkost mit Proteinen und tropischen Früchte, deren Enzyme beim Abnehmen helfen sollen.

Formula-Diäten: Darunter sind komplette oder teilweise Mahlzeiten-Ersatzprodukte zu verstehen, die darauf basieren, bei möglichst geringem Brennwert möglichst viel Sättigung zu liefern und dabei dem Körper trotzdem alles Essentielle zur Verfügung zu stellen. 
Eine Formula-Diät ist beispielsweise die Atkins-Diät: Sie entspricht der Ketogenen Diät, nur liefert(e) hier die Atkins Nutritionals Inc. von Robert Atkins die Fertigprodukte. Der grosse Hype ab Ende der 1980er in den USA der Atkins-Diät wurde als «Atkinswelle» bezeichnet. Die Aufnahme der Kohlenhydrate wird gleich zu Beginn auf ein absolutes Minimum beschränkt. Fett, sowohl das körpereigene als auch mit der Nahrung zugeführtes, wird zum Hauptenergielieferanten. Proteine liefern Aminosäuren. Hierbei und in Bezug auf die Nahrungsmittelergänzungen spielen die verzweigtkettigen Aminosäuren (BCAA – Branched-Chain Amino Acids) eine Rolle. Diese kann der Körper nicht bilden, sondern muss sie mit der zugeführten Nahrung aufnehmen. Eine wissenschaftlich nicht erwiesene Annahme ist, dass der Körper, bevor er das körpereigene Fett abbaut, diese mit der Nahrung zugeführten und eigentlich für den Muskelaufbau vorgesehenen Proteine zuerst zu Energie verstoffwechselt. Auch Eiweiss-modifiziertes Fasten ist eine Formula-Diät:Ausschliessliche Aufnahme von Eiweissdrinks bzw. Proteinshakes aus entsprechenden Produkten.

 

4.
Therapeutisches Fasten

Heilfasten nach Buchinger: Energiereduktion auf 1000 kcal pro Tag am Vortag. Kein Alkohol, Nikotin und Koffein. Mässige körperliche Aktivität, finden der Ruhe, Reduktion von Stress. Ärztliche Begleitung und Fasten in der Gruppe wird empfohlen. Am ersten Tag Darmreinigung mit Wasser und Glaubersalz. Während der Fastentage werden zu den mindestens 2.5 Liter Wasser und Tee noch Gemüsebrühe, Obst- und Gemüsesäfte getrunken. Währen der Fastendauer von 2 bis 4 Wochen sollen pro Tag maximal 500 kcal pro Tag zugeführt werden. Es endet mit dem Fastenbrechen, bei dem zuerst ein roher oder gekochter Apfel gegessen wird, danach eine Kartoffelsuppe. Anschliessend wird die Energiezufuhr langsam wieder hochgefahren. Nach Otto Buchinger.

Mayr-Kur: «Milch-Semmel-Kur» Von Franz-Xaver Mayr zur «Sanierung des Darms». Mindestens drei Wochen lang, wird morgens und abends eine altbackene Semmel aus Auszugsmehl mit 2.5 Deziliter warmer Milch zu sich genommen – dabei wird Stück um Stück des Semmels gegessen und dabei mindestens 50-mal gekaut. Durch den Tag wird Wasser getrunken. Abends wird nur Tee mit etwas Honig getrunken. Vor oder während der Kur wird auch der Darm gesäubert, indem morgens ein Glas Wasser mit 1 Teelöffel Bittersalz oder Glaubersalz getrunken wird. Die Idee dahinter: Die Monotonie an sich ist der Heilfaktor und soll dem Darm ermöglichen, gesunde Kost besser verdauen zu können. 

Moderne, abgeleitete Sonderformen:

Saftfasten, Juicing: Zu ungesüsstem Tee und Wasser werden in regelmässigen Abständen anstelle von fester Nahrung frisch gepresste Obst- und Gemüsesäfte betont langsam und schluckweise getrunken. Begleitet werden Saftkuren von Massagen und Saunagängen.

Detox-Diät: Aus dem Englischen von detoxification – entgiftenVerzicht auf verarbeitete Lebensmittel, insbesondere Zucker, Weissmehl, Gluten und Hefe. Begleichung durch Teekuren (2.5 bis 3 Liter Wasser und Kräutertee täglich) und Massagen. Ziel: Gewichtsreduktion und Entgiftung.

Souping: Es werden über einen bestimmten Zeitraum ausschliessliche Suppen aus Gemüse und Wasser gegessen.

 

5.
Diäten zur Behandlung von Krankheiten

Herz-Kreislauf-Erkrankungen (Bluthochdruck, Veränderungen der Gefässsysteme):

DASH-Diät (DASH = Dietary Approaches to stop Hypertension). Im Vordergrund steht Protein- und Ballaststoff-reiche Nahrung mit hohen Werten an Kalium, Magnesium und Kalzium. Natürliche fettarme und proteinreiche Milchprodukte wie Quark, mageres Fleisch, Gemüse, Vollkorngetreide und Nüsse stehen im Vordergrund. Fett, Salz und raffinierte Industrieprodukte wie Zucker und Weissmehle aus Weizen sind zu vermeiden.

Salzarme Ernährung: Betrifft sowohl die Salz-arme oder Salz-lose Zubereitung als auch die Auswahl der Lebensmittel: z.B. keine gepökelten und gesalzenen Produkte, Verwendung von Vollkornmehlen, diese enthalten weniger natürliche Salze als Weissmehl etc.

Organerkrankungen (Leber, Nieren, Darm)

FODMAP-arme-Diät: (FODMAP = fermentierbare Oligosaccharide, Disaccharide, Monosaccharide und Polyole). Ernährung möglichst frei von industriell verarbeitetem Einfach- und Mehrfachzucker. Soll Magen-Darmproblemen vorbeugen oder dann deren Symptome lindern.

Nahrungsmittelunverträglichkeiten (Zöliakie, Laktoseintoleranz etc.):

Glutenfreie oder Glutenarme Ernährung
Laktosefreie oder Laktosearme Ernährung

Stoffwechselerkrankungen (Gicht, Diabetes):

Glyx-Diät: Lebensmittel mit niedrigem glykämischen Index, also Produkte, die den Zuckerspiegel nicht schnell und stark ansteigen lassen.

Unterernährung:

Kalorienangereicherte Nahrung zur Gewichtszunahme: Die Ursachen für Unterernährung bzw. krankhaftes und/oder lebensbedrohliches Untergewicht können krankhafte Essstörungen oder chronische Krankheiten sein. Auch Menschen mit schweren Krankheitsverläufen können von schwerem Untergewicht betroffen sein. Hierbei geht es in der Regel um die individuell angepasste Ernährung, die in ganzheitliche, therapeutische Massnahmen eingebettet sein muss. Gerade das Problem der Mangelernährung bei Essstörung wie Magersucht, Ess-Brech-Sucht oder Bing-Eating-Störung wird ja nicht von einem Mangel an Nahrungsmitteln oder zu wenig Energiezufuhr verursacht, sondern ist psychisch bedingt. Hier kann kalorienangereicherte Nahrung die gewünschte Wirkung erst entfalten, wenn jemand bereit ist, sich auf psychotherapeutische Hilfen einzulassen, um eine grundsätzliche Änderung anzustreben.

Die hier in begrenztem Aussmass aufgeführten Diäten zur Behandlung von Krankheiten, welche in der breiten Masse ihre Anhänger und Anwender haben müssen klar abgetrennt werden von den Kostformen und Ernährungstherapien der professionellen Berufskunde der Diätküche in Spitälern.

 

6.
Alternative Ernährungsformen

Clean Eating: Unverarbeitete, naturbelassene und frische - also «saubere» - Lebensmittel werden möglichst schonend zubereitet. 

Basische Ernährung, Basen Fasten: Durch die «richtigen» Lebensmittel das natürliche Säure-Basen-Gleichgewicht zu stabilisieren ist das Ziel. Ausgangspunkt ist die Annahme, dass durch die Kombination von Lebensführung (Stress) und «falschen» Lebensmitteln der natürliche Haushalt von ca. 1/3 saurer Körpersäfte und 2/3 basischer zugunsten einer Zunahme der Säuren gestört wird und der Körper übersäuert. Übersäuerung soll Unwohlsein und auch Krankheiten wie Müdigkeit, Rheuma, Gicht, Arthrose, Allergien etc. fördern. Der Magensaft ist mit einem PH-Wert von 1 bis 1.5 im nüchternen Zustand und 1.5 bis 4 während des Verdauungsprozesses die sauerste Flüssigkeit im menschlichen Körper. Der Pankreassaft der Bauchspeicheldrüse weist einen PH-Wert von 8.5 auf und ist das basische Gegenteil des Magensaftes. Im Allgemeinen sind die Niere und die Leber für den Ausgleich der Säure-Basen-Verhältnisses besorgt. 

Blutgruppendiät: Ende der 1990er entsann der amerikanische Naturheilkundler Peter d’Adamo die Blutgruppendiät. Die Blutgruppe 0 sei die Ur-Blutgruppe, also der Sammler und Jäger, deren Nahrungsgrundlage auf rotem Fleisch und Fisch sowie auf Früchte und Gemüse basiere. Blutgruppe A entspreche den Anfängen der Sesshaftigkeit und damit des Ackerbaus. Diesen Menschen empfiehlt er eine vegane Ernährung ohne Fleisch, Fisch und Milchprodukte. Blutgruppe B sei bei den Nomadenvölkern des Nahen und Fernen Ostens entstanden, die sich hauptsächlich vom Fleisch und der Milch ihrer Tiere ernährten. Blutgruppe AB sein eine junge Kreuzung von Blutgruppe A und B und entspräche dem modernen Menschen. Ihnen empfiehlt er einen nahezu vollständigen Verzicht auf Fleisch, vor allem auf Schweinefleisch. Gegessen werden solle vor allem Gemüse, Obst, Getreide, Eier und Milchprodukte. Hierbei macht die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. unter anderem deutlich, dass es weder eine wissenschaftliche Grundlage zur Bestimmung der Ur-Blutgruppe gäbe, und schon gar nicht, dass eine Blutgruppendiät eine bestehende Krankheit günstig beeinflussen könne. 

Ayurvedische Ernährung: Bildet als ganzheitliches System für die Ernährung einen Teil des über 5000-jährigen indischen Medizin-Prinzips Ayurveda. Die ayurvedische Ernährung wird auf die physischen und geistigen Voraussetzungen und Bedürfnisse des Einzelnen abgestimmt und zusammengestellt. Ayurveda kommt aus dem Altindischen, bedeutet «Wissen vom Leben» und ist im Grunde eine traditionelle Alternativmedizin. Es handelt sich um ein diagnostisches Konzept mit entsprechender Therapieform, bei der die Ernährungslehre eine zentrale Rolle spielt. Dabei werden unter anderem drei Ernährungsklassen mit drei Menschentypen in einen engen Bezugsrahmen gesetzt, da die Nahrung in Relation zu ihren Elementen in kausalem Zusammenhang zur Funktion des menschlichen Organismus steht, der alle Gewebe des Körpers bildet und deren Funktion aufrechterhält.

Intuitives Essen, instinktive Ernährung: Verfolgt den Ansatz, dass der Naturtrieb (Instinkt) des Körpers, des Organismus «schon weiss, was gut und richtig ist». Die Ernährungsform wird gelegentlich auch als «Ernährung nach somatischer Intelligenz» (Soma – Körper, Organismus) bezeichnet. Verboten und vorgeschrieben ist nichts – alleine der Körper sagt, was wann gegessen wird. Das setzt ein hohes Mass an Körperempfinden sowie den Zugang dazu voraus. Die Schwierigkeit: Das Körperempfinden für Ernährung des zeitgenössischen Menschen ist durch den Überfluss, die totale Verfügbarkeit und vor allem durch den Überkonsum an Zucker mindestens gestört und verfälscht, wenn nicht vollständig eingestellt. Intuitives Essen muss also zuerst grundlegend erlernt werden.

Makrobiotik: Makròbios wurde schon vor weit über 2000 Jahren von Heridot von Halikarnassos und Hypokrates von Kos beschrieben. Die Bezeichnung kommt aus dem Altgriechischen: Makros – Gross, biotikos – das Leben betreffend. Makrobiotik beschreibt innerhalb eines ganzheitlichen Lebensstiles, mit einer einfachen Ernährung Gesundheit und ein langes Leben zu erreichen. Die moderneren Ansätze stammen unter anderem vom deutschen Arzt Christof Wilhelm Hufelands und seinem Werk «die Kunst, das menschliche Leben zu verlängern» und vom Japaner Sashen Ishizuka, «Theorie der Langlebigkeit» und «Ernährung zur Gesundheit» sowie dessen Bewegung «Heilung durch Essen». Ein Grundsatz, der sich in allen Formen durchzieht, ist, dass Vollkorngetreide das ausgewogenste sei und demnach mindestens 60 Prozent der Nahrung ausmachen soll, sowie das Ying und Yang, das die Ausgeglichenheit sucht. Ansonsten gibt es heute hauptsächlich drei verschiedene Formen: Makrobiotische Ernährung nach Acuff Acuff, nach Kushi und nach Oshawa.

TCM-Ernährung: Wie bei der Makrobiotik ist auch bei der TCM-Ernährung die Ausgeglichenheit von Ying und Yang sowie der hauptsächliche Anteil an Vollkorngetreide massgebend. Ansonsten wird wie bei der ayurvedischen Ernährung die Zusammenstellung an den Einzelnen angepasst. Wegen der in Asien weitverbreiteten Unverträglichkeit von Milchzucker spielten Milch und Milchprodukte keine Rolle, dafür umso mehr Soja und Algenprodukte.

Anthroposophische Ernährung: Wie bei der Makrobiotik bildet ebenfalls Vollkorngetreide die Basis. Nach Anthroposophischer Sicht hat Getreide einen «geistigen Gehalt». Es rege die Verdauung an und bilde die Basis zur Stärkung die Sinneskräfte. Ergänzt wird saisonal mit Obst und Gemüse. Der Natur- und Geisteswissenschaftler Rudolf Steiner ist der Gründer der Philosophieform Anthroposophie – Weisheit vom Menschen.

Paleo (Steinzeit) Ernährung: Entspricht der Auffassung, der menschliche Organismus befinde sich auch beim modernen Menschen genetisch bedingt noch im Modus der Altsteinzeit (früheste Epoche der Menschheitsgeschichte vor 1.8 bis 2.5 Millionen Jahren) und deren Nahrungsgrundlagen, bestehend aus Wildpflanzen und Wildfleisch.

Pegan: Eine Kombination aus Veganer und Paleo-Ernährung

Pescetarismus: Auf Fleisch und Fleischprodukte wird verzichtet, auf Fisch nicht.

Rohkost: Basiert auf Nahrung, die weitgehend oder vollständig auf unerhitzten, pflanzlichen Lebensmitteln basiert. Gemüse, das mit Essig und Milchsäure vergoren wurde (z.B. Sauerkraut) wird auch als roh bezeichnet. Teilweise werden auch rohe tierische Produkte dazu genommen. 

Mediterrane Ernährung, Mittelmeer-Diät: Die eher erhöhte Lebenserwartung sowie ein geringeres Risiko für Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems sowie Diabetes werden der Ernährung der Mittelmeerbewohner mitunter in medizinischen Studien attestiert. Im Zentrum dieser Ernährung stehen Oliven und Olivenöl, Fisch und Meeresfrüchte, regionales Gemüse, insbesondere Zwiebelgewächse und Kräuter sowie Rotwein.

Intervallfasten, Kurzzeitfasten, intermittierendes Fasten: In einem bestimmten Rhythmus die normale Nahrungsaufnahme unterbrechen und nur noch in Volumen und Energie stark reduzierte Nahrung aufnehmen. Intermittierend leitet sich vom lateinischen intermittere – unterbrechen ab. Verschiedene Tierversuche sollen bewiesen haben, dass mit Intervallfasten die Lebenserwartung gesteigert und altersbedingte Krankheiten reduziert werden konnten.

Alternate Day Fasting ADF, Wechselfasten: Ist eine alternative Form des Intervallfastens. Auf 12 Stunden, in denen alles gegessen werden darf, folgen 36 Stunden der vollständigen Nahrungsabstinenz.

Vegetarismus:  Lebenshaltung, Ernährungsform, die alle Nahrungsmittel ausschliesst, die von getöteten Tieren stammen. Im Gegensatz zum Veganismus werden im Vegetarismus zwei Formen des Vegetarismus unterschieden. Die in der Ernährung dem Veganismus gleiche Form, in dem alle Lebensmittel tierischen Ursprungs abgelehnt werden sowie der als Ovo-Lacto bezeichnete Vegetarismus, der Lebensmittel, die von lebenden Tieren stammen, zulässt.

Veganismus: Lebenshaltung, Ernährungsform, mit der jede Verwertung tierischer Produkte, die Ausbeutung von Tieren und damit alle damit einhergehenden Produkte (z.B. Leder oder Kosmetika, die mittels Tierversuche getestet wurden), also Konsumgüter tierischen Ursprungs, ganz generell abgelehnt werden. Entsprechend ist auch die Ernährungsweise – alle Nahrungsmittel tierischen Ursprungs werden abgelehnt. Es ist gegenwärtig in Mode, auch als Nichtveganer, die vegane Ernährungsweise isoliert ganz oder zeitweise zu adaptieren (siehe z.B. Flexitarismus).

Fruktivorismus, Fruganismus, Fruitarimus: «Eine Person, die von Früchten und Obst lebt.» Lebenshaltung, Ernährungsform ursprünglich aus einer ganzheitlichen, mitunter auch christlichen Betrachtungsweise, auf der Basis von ergebenem Respekt gegenüber Natur und Lebewesen. Die Ernährungsweise war ein Teil zum Erreichen des menschlichen Heils. Heute steht mehr die Forderung im Zentrum, dass das Recht, das im Veganismus den Tieren zugesprochen wird, auch Pflanzen zukommen soll. Es sind nicht nur alle Nahrungsmittel tierischen Ursprungs ausgeschlossen, sondern zur Ernährung werden nur Gemüsen, Früchten, Körner, Nüssen, Samen etc. verwendet, deren Ernte nicht die Pflanze beschädigte, von der sie stammen. Die Meinung, was verwendet werden kann, ist oft umstritten. Ist Getreide schon abgestorben, wenn es geerntet wird? Wird ein Baum beschädigt, wenn eine Frucht abgenommen wird? Menschen, die dem Fruktivorismus angehören werden, Frutarier, Fructarier, Frutaner und dergleichen bezeichnet.

Flexitarismus: Gesellschaftsmode, Essverhalten, Diät, die den Fleischkonsum reduzieren soll. Fleisch wird selten gegessen. Die Beweggründe, sich «flexitarisch» zu ernähren, schwanken zwischen bewusster Ernährung (Diät), schlechtem Gewissen gegenüber Tierhaltung und Umwelt (ethisch / moralisch) und Teilhaben an der Gesellschaftsmode.

Weiterführende Artikel:
Wissen: Verständlich erklärt, was Vegetarismus, Veganismus, Fruktivorismus und Flexitarismus ist und woher die Begriffe stammen.​