Erdbeeren gibt es rund um die Welt in tausenden verschiedenen Ur- und Zuchtformen. Gemeinhin werden die handelsüblichen Erdbeeren immer wieder in Korrelation zur europäischen Walderdbeere und Moschus-Erdbeere gestellt, um anschliessend «festzustellen» das erstere nicht an letztere herankommen. Das kann auch gar nicht sein, denn die heutigen im Handel verbreiteten Sorten der Gartenerdbeere haben nichts mit der heimischen Walderdbeere zu tun.

Für eine Einteilung zum Verständnis sind neben unzähligen Arten aus aller Welt folgende eigenständige Sorten entscheidend:

Erdbeeren aus Nordamerika
Scharlach-Erdbeere, Fragaria virginiana ssp. platypetala (USA, Kanada)

Südamerika
Chile-Erdbeere - Fragaria Chiloensis (Chile)

Europa
Knack-Erdbeere - Fragaria viridis (Mitteleuropa)
Moschus-Erdbeere, Zimt-Erdbeere, Bisamerdbeere, Fragaria Moschata 
Walderdbeere, Monatserdbeere oder Buscherdbeere - Fragaria vesca (Mitteleuropa bis Nordasien)

Asien
Aprikosenerdbeere - Fragaria nilgerrensis (in den Farben Weiss bis Hellrosa) (Süd- und Südostasien)

Die Erdbeeren aus der Neuen Welt und aus Asien fanden gegen Ende des 17. Jahrhunderts ihren Weg nach Europa, wo sie sich gegen die bis dahin angebauten Wald- und Zimterdbeeren behauptete. Die «Einreiser» aus Asien waren den wilden und halbwilden Erdbeersorten überlegen. Sie waren grösser, fester, saftiger, lagerfähiger und besassen eine stabile, rot-glänzende Farbe. Die Gartenerdbeere dagegen ist weich, hat ein dunkles, mattes Rot und ist schneller verderblich. Die heutigen handelsüblichen Sorten und Züchtungen basieren auf zwei Arten. Die Scharlach-Erdbeere und die Chile-Erdbeere wurden Mitte des 18. Jahrhunderts in der Bretagne zur ursprüngliche Gartenerdbeere Fragaria x Ananassa gekreuzt. Dieser Kreuzung entstammen nahezu alle bis heute kultivierte Sorten. Für die weissen Erdbeeren wurden und wird übrigens die Aprikosenerdbeere eingekreuzt.

Die in Europa lange gezüchteten wilden Urformen, die Wald- und die Moschuserdbeere, wurden ab dem 18. Jahrhundert in logischer Folge weitgehend durch die hohen Erträge, die grossen Früchte sowie durch den vereinfachten Anbau der Gartenerdbeere verdrängt. Erst seit Beginn der 2000er Jahre werden Wald- und Moschuserdbeere wieder vermehrt angebaut und sichern sich im Handel hier und dort ihren Platz.

Die Erdbeere ist keine Frucht, sondern eine Scheinfrucht bzw. eine Sammelnussfrucht. Die wirklichen Früchte sind nämlich die schwarzen Punkte auf der Beere, die zu den Nüssen gezählt werden. Der eigentliche Fruchtkörper ist also die Nährstoffgrundlage. Wer eine befruchtete Erdbeere verkehrt herum aufstellt, diese immer schon feucht hält, wird mit etwas Glück erleben, dass jedes einzelne Nüsschen keimt und die Erdbeere plötzlich grün bewachsen ist.

Bei den Erdbeeren ist eines noch viel prägnanter als bei vielen anderen Früchten: Natürlich bilden die geschmacklichen Eigenschaften von Sorten und Züchtungen die Grundlage für das geschmackliche Potenzial, doch erst sonnengereift können die Früchte ihr ganzes Potenzial auch tatsächlich entfalten.

Am Rande erwähnt: Nicht zuletzt deshalb sind die Früchte der zur Familie der Rosengewächse gehörenden Pflanzen in gefrorener Form geschmacklich oftmals die bessere Alternative als die farblosen, harten, oftmals unreifen Erdbeeren aus dem Handel zum Saisonbeginn. In der Industrie werden hochreife Erdbeeren innerhalb von Stunden verarbeitet und schockgefroren und bewahren so ihr volles Aroma.

Apropos sonnengereiftes Aroma: Es sind oftmals alte Sorte, die das grösste Geschmackspotenzial horten. Vermehrt werden solche auch in der Gastronomie immer öfter wieder entdeckt wie beispielsweise Apricot Chinoise, Elsanta, Mieze Schindler, Senga Sengana oder dann Herzbergs Triumph, Königin Luise, Reusrahts Allerfrüheste und die Schöne Meissnerin.

Und wie schon erwähnt, werden auch Züchtungen auf der Basis der Wald- und Moschuserdbeere immer beliebter und häufiger. Hier gibt es zum Beispiel die Sorten Alexandria, Alpine Yellow, Mignonette, Pink Panda, Rubra, Waldkönigin, Waldsteinia, White Soul oder dann beispielsweise die Monatserdbeeren Wädenswil, Mara de Bois oder Amandine. 

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Welche Sorten auch immer: Grundsätzlich werden im Anbau folgende Arten unterschieden:
Reifestadium: Frühe, mittlere und späte Sorten.
Pflanzenart: Bodendecker, Hängepflanze, Kletterpflanze.

Übrigens, ob früh, mittel oder spät, die rote Farbe sagt nicht unbedingt etwas über die Reife aus, die weissen Züchtungen werden ebenfalls zuckersüss.

Neben den Beeren sind auch die Blätter der Erdbeerpflanze geniessbar, sowohl die Kelchblätter der Beere als auch Blätter und Blüten. Diese sind leicht säuerlich und erinnern entfernt an Sauerampfer. Sie lassen sich gut in Salaten verwenden. Die Blüten sind vor allem dekorativ. Die alten Erdbeerblätter ergeben an der Sonne getrocknet und so fermentiert eine Art Schwarztee. Frische Kalt- und/oder Heissauszüge werden in der Naturheilkunde verschiedentlich angewendet.

Erdbeeraroma ist nicht einfach ein Aroma, sondern eine äusserst komplexe Zusammensetzung aus verschiedensten Stoffen und deren organischen und chemischen Verbindungen. Wo «Natürliches Erdbeeraroma» draufsteht, müssen mindestens 95 Prozent Erdbeeren drin sein. Die gesamte weltweite Erdbeer-Ernte reicht kaum, um alle Erdbeerjoghurts dieser Erde mit natürlichen Erdbeeraroma herzustellen … mit was werden also das übrige Erdbeer-Speiseeis, Kau- und Fruchtgummis und dergleichen hergestellt? Aus Schimmelpilzen und Sägemehl, richtig. Daraus werden in physikalischen und chemischen Prozessen die grundlegenden Stoffe des Erdbeeraromas gewonnen und zu Verbindungen zusammengesetzt. Mal einfach und banaler wie zum Beispiel für Kaugummi, mal aufwändiger wie beispielsweise für Speiseeis und Cremepulver.

Deklariert wird das als natürliches Aroma oder naturidentisches Aroma. Und wenn natürliches Erdbeeraroma auf der Verpackung steht, heisst das nicht, dass auch Erdbeeren drin sind, sondern dass die Ausgangsstoffe für die Aromen natürlich sind. Das hat mit Verfügbarkeit aber vor allem mit dem Preis dazu. Über den Daumen gepeilt gilt in etwa folgendes Rechenbeispiel:

Für 100 Kilo Erdbeer-Joghurt werden …
a) Synthetische Erdbeeraromen im Wert von 5 bis 20 Rappen benötigt oder
b) frische Erdbeeren im Wert von 20 bis 40 Franken benötigt.

Alles klar? Dann noch das: Das Erdbeeraroma ist nicht ein einziges Aroma, sondern es setzt sich aus einer Vielzahl von Bestandteilen und deren vielfältigsten Verbindungen aus. Die Hauptbestandteile des Erdbeeraromas sehen nach Wikipedia wie folgt aus:

«4-Hydroxy-2,5-dimethyl-3(2H)-furanon („HD3F“, Furaneol®), (R)-γ-Decalacton, (E)-2-Hexen-1-ol, (E)-2-Hexenal, Essigsäure-(E)-2-hexen-1-ylester, Linalool, Anthranilsäuremethylester, Buttersäureethylester, Hexansäureethylester[2] Der sogenannte „Erdbeeraldehyd“ (kein Aldehyd!) Ethyl-methylphenylglycidat bzw. 2,3-Epoxy-3-methyl-3-phenylpropansäure-ethylester riecht stark nach Erdbeeren, kommt aber in diesen nicht vor.»

Apropos Aroma ... ein Tipp: Wer Erdbeeren nicht ganz sondern für die Verarbietung z.B. zu Speiseeis oder Kompott benötig, ist mit Tiefgerorenen gut bedient. Diese Erdeeren werden sonnengereift gepflückt und innert kürzestert Zeit Schockgefroren. Das Aroma ist derart gut konserviert, dass die meisten frischen Erdbeeren da kaum mithalten können. Diese müssen der Haltbarkeit wegen etwas vor der Reife gepflückt werden.